Dr. Stefan Lang am 12. März 2021

Anti-diskriminierende Sprache in Wissenschaftstexten


Kategorie Kampagne für Verständlichkeit

Der Wunsch jeder Wissenschaftlerin und jedes Wissenschaftlers: gelesen und zitiert werden. Wenn sich jedoch Teile des Publikums durch einen Begriff angegriffen, ausgeschlossen, verletzt oder diskriminiert fühlen, läuft das diesem Wunsch zuwider. Worauf sollte man also beim Schreiben eines Papers, einer Doktorarbeit oder eines Forschungsantrags achten?

Im letzten Blogbeitrag ging es um das gendergerechte Schreiben auf Deutsch – also das Schreiben einer Doktorarbeit oder eines Forschungsantrags. Heute geht es vor allem um die englischsprachigen Wissenschaftstexte wie Paper, Case reports und Reviews. Dabei erweitere ich das Thema: Es geht um eine diskriminierungssensible Sprache in Wissenschaftstexten.

Anti-Sexismus im Paper oder Review

Auf den ersten Blick erscheint es ganz leicht, auf in seinem Paper auf Englisch gendergerecht zu schreiben, da es eigentlich kein grammatikalisches Geschlecht gibt: teacher, practitioner, nurse (was auch für eine männliche Pflegekraft benutzt wird). Problematisch wird es erst, wenn ein Pronomen (he/she) dazukommt.

  • In that case, the phycisian should refer his patient to a specialist.
  • The nurse determined the blood pressure. Then she documented any abnormalities.

Autsch – durch die Hintertür hat hier eine diskriminierende Sprache in den Text geschlichen. Wie lässt sich das vermeiden? Zwei Möglichkeiten:

  • Genderneutrales Plural: In that case, phycisians should refer their patients to a specialist.
  • He/she-Konstruktion: The nurse determined the blood pressure. Then he/she documented any abnormalities.

Anti-Rassismus im Paper oder Review

Manchmal ist es in einem wissenschaftlichen Paper oder Review, in einer Doktorarbeit oder einem Forschungsantrag nötig, die Ethnie einer Person oder einer Personengruppe zu nennen, wenn sie biologisch relevant ist. So kommt die Sichelzellanämie hauptsächlich bei afrikanischstämmigen Menschen vor, Laktoseintoleranz ist bei asiatischstämmigen Menschen häuifg.

Wissenschaftliche Autoren und Autorinnen sollten sich jedoch genau überlegen, ob die Ethnie biologisch gesehen relevant ist. Ist sie es nicht, braucht man sie eh nicht zu nennen. Ist sie jedoch relevant, sollte sie wissenschaftlich korrekt wiedergegeben werden.

Altersdiskriminierung im Paper oder Review

Man sollte beim wissenschaftlichen Schreiben immer beachten, dass „jung“ und „alt“ sehr relative Begriffe und damit unpräzise sind. Für eine sagen wir mal 25-jährige Doktorandin mag ein 60-Jähriger „alt“ sein, aber ihr Doktorvater oder ihre Doktormutter dieses Alters wird das vermutlich ganz anders sehen. Daher sollte in Wissenschaftstexten das Alter immer spezifiziert werden (> 60 years of age).

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