Dr. Stefan Lang am 15. März 2019
Fehlerquellen der Literaturverwaltungssoftware
Kategorie Schreib- und Publikationsprozess
Eine Literaturverwaltungssoftware muss sein, denn sonst ist es kaum möglich, in einem Research Paper, Review, Case Report oder auch in einer Doktorarbeit richtig zu zitieren. Aber keine Software arbeitet fehlerfrei – daher hier die häufigsten Fehlerquellen, auf die man achten sollte.
Es soll tatsächlich Leute geben, die versuchen, eine wissenschaftliche Arbeit wie eine Doktorarbeit, ein Paper oder einen Forschungsantrag ohne die Hilfe einer Literaturverwaltungssoftware zu erstellen und zu publizieren. Manche wollen sich das Geld für die Software oder die Einarbeitungszeit sparen. Andere glauben, es grundsätzlich selber und per Hand besser machen zu können.
Beide liegen falsch: Die Zeit und Mühe, die einem solche Literaturverwaltungsprogramme ersparen, machen Kosten und Einarbeitungszeit um ein Vielfaches wett. Doch, wie gesagt, keine Literaturverwaltungssoftware arbeitet zu 100 Prozent fehlerfrei. Worauf sollte man achten, um richtig zu zitieren?
Die häufigsten Fehlerquellen beim Arbeiten mit einer Literaturverwaltungssoftware:
- Falsch eingetragen: Referenzkategorien, Daten-Felder und Formatierungen
- Veraltet: Output-Style
- Immer möglich: menschliches Versagen
Referenzkategorien und Daten-Felder
Es gibt zahlreiche Quellen, auf die man in einer wissenschaftlichen Publikation referenzieren kann: Originalartikel, Übersichtsarbeiten, Fallberichte, Doktorarbeiten, Web-Seiten, Patente, Kongressberichte, Bücher, Buchkapitel und viele mehr.
Für alle Kategorien stellt die Literaturverwaltungssoftware Datenfelder bereit, in die alle bibliografischen Angaben eingetragen werden können. Bibliografische Angaben sind die Namen von Autoren, Herausgebern, Fachjournalen und Verlagen (mit Ort, Land), die Titel von Artikeln, Büchern, Kapiteln und Webseiten sowie Band- und Heftnummern, Auflagen, Seitenzahlen etc.
- Fehlerquelle 1: Übernimmt man die bibliografischen Angaben direkt aus der Literaturdatenbank PubMed, dann ist das in der Regel kein Problem. Muss man jedoch einmal die Datenbank der Literaturverwaltung per Hand füttern, kann man schon einmal das falsche Datenfeld wählen. Dann trägt man vielleicht die Herausgeber eines Buches in das Autorenfeld ein oder verwechselt den Titel eines Buches mit dem des Kapitels.
- Fehlerquelle 2: Wenn man die bibliografischen Angaben nicht aus Pubmed, sondern direkt von der Homepage eines Journals herunterlädt, stellt man fest, dass die Angaben manchmal eben nicht in den richtigen Feldern stehen oder falsch formatiert sind. Das Literaturverzeichnis sieht anschließend aus wie Kraut und Rüben. Häufige Fehlerquelle: die Schreibweise der Autorennamen (Vornamen abgekürzt oder nicht und andere Variationen).
Output-Style der Literaturverwaltung
Jedes Journal verlangt seinen eigenen Zitierstil. Zu diesem Zweck stellen die verschiedenen Softwarelösungen zur Literaturverwaltung hunderte sogenannter Output-Styles bereit (zumindest für alle gängigen Journals). Viele Journals bieten auch selbst einen Download an, um den gewünschten Zitierstil in sein Programm zu übernehmen.
Das ist gut und eine tolle Erleichterung – müsste man sich doch sonst den gewünschten Zitierstil selbst generieren (was übrigens auch nicht so schwer ist). Aber auch hier lauern Fehler.
- Fehlerquelle 3: Der Zitierstil, den die Literaturverwaltung bereitstellt, ist veraltet. Das Journal möchte mittlerweile, dass die Jahreszahl fett gedruckt wird und nicht mehr nach den Autoren, sondern nach den Seitenzahlen genannt wird.
- Fehlerquelle 4: Auch wenn ein Journal selbst einen Zitierstil zum Download bereitstellt, ist dieser nicht immer fehlerfrei. Manchmal kann man zwar problemlos Originalartikel und Reviews (Übersichtsarbeiten) zitieren, nicht aber Web-Seiten oder Kongress-Abstracts. Oftmals fehlt das Format für ein Webseiten-Zitat und das Programm nimmt eine unpassende Default-Lösung. Dann muss man selber ran und den Zitierstil entsprechend modifizieren (z.B. URL und Zitationsdatum bei Webseiten).
Duplikate in der Literaturverwaltung
In den meisten Programmen zur Literaturverwaltung kann man seine Datenbank in Group Sets und Groups unterteilen und die heruntergeladenen Zitate in verschiedenen Gruppen ablegen. Die meisten Programme erkennen Duplikate – wenn man etwa das gleiche Zitat in zwei Gruppen gespeichert hat und dann in seinen Text einfügt, erscheint es im Literaturverzeichnis dennoch nicht doppelt. Die meisten Programme, aber nicht alle ….
- Fehlerquelle 5: Manchmal hat man eine Quelle mehrfach in seiner Datenbank gespeichert. Hier sollte man kontrollieren, ob die Software Duplikate erkennen kann.
Menschliches Versagen bei der Literaturverwaltung
Auch das ist eine Fehlerquelle, auch wenn die Software dafür nun wirklich nichts kann. Aber das Einfügen von Zitaten in einen Text geht so reibungslos und schnell, dass man im Eifer des Schreibgefechts schon einmal daneben klicken kann. Dann hat man vielleicht die falsche Quelle ausgewählt oder die richtige Quelle an die falsche Stelle im Text gesetzt.
- Fehlerquelle 6: Wenn es besonders schnell gehen soll, geht es schief. Die Software ist nur indirekt dafür verantwortlich, weil sie uns eine hektische und unbedachte Arbeitsweise erst ermöglicht.
Richtig zitieren? Kontrolle in einem eigenen Überarbeitungsschritt!
Was kann man also tun? Vermeiden kann man solche Fehler nicht immer. Daher sollte am Ende des Schreibprozesses immer die Kontrolle stehen.
Doch vor dem Hintergrund möglicher inhaltlicher Fehler und Ungereimtheiten wird die Kontrolle der Zitate und des Literaturverzeichnisses bei der Arbeit am Paper, an der Doktorarbeit oder am Forschungsantrag oft vernachlässigt.