Dr. Stefan Lang am 26. März 2019

Ein wissenschaftliches Paper finalisieren: Micro-Editing


Kategorie Schreib- und Publikationsprozess

Das Macro-Editing eines Papers betrifft die Überarbeitung der großen Dinge: Textstruktur und Argumentation, Abbildungen und Tabellen. Und das Micro-Editing? Das Micro-Editing kümmert sich um die kleinen Dinge des Papers: Buchstaben, Zahlen und Zeichen. Kleine Dinge, schon klar, aber wenn man sein Paper erfolgreich publizieren möchte, müssen sie stimmen..

Das Paper ist fertig: Der Text liest sich gut, Abbildungen illustrieren die wichtigsten Befunde und Tabellen präsentieren wichtige Details. Bevor Sie nun Ihr Paper beim Fachjournal einreichen und vielleicht voreilig auf „Submit“ klicken, sollten Sie sich noch um ein paar Kleinigkeiten kümmern.

Dieses Micro-Editing mache ich immer in diesen fünf Schritten:

[1] Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung

Dank der Rechtschreibkorrektursoftware lassen sich Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung eines wissenschaftlichen Papers in Windeseile korrigieren. Man muss nur die richtige Sprache auswählen – american or british english.

Es wäre jedoch blauäugig, sich ausschließlich auf eine Software zu verlassen, die weder die medizinischen Fachausdrücke noch die Gepflogenheiten des Scientific English kennt. Ein manueller Leseschritt fördert immer noch zahlreiche unentdeckte Fehler zutage. Ich kenne das aus eigener Erfahrung.

  • Software-basierte Korrektur: Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung
  • Leseschritt: Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung

[2]: Zitate und Literaturverzeichnis im Paper

Fast jedes Literaturverwaltungsprogramm bietet eine Edit-Citation-Funktion, mit der man alle Zitate im Text der Reihe nach durchklicken kann. Mit jedem Klick öffnet sich ein Info-Fenster mit Autor, Jahreszahl und Titel – so kann man schnell überprüfen, ob man die richtige Quelle an der richtigen Stelle platziert hat.

Auch das Literaturverzeichnis in Ihrem Paper sollten Sie einmal manuell korrigieren. Auch wenn Sie alle bibliografischen Angaben direkt aus Pubmed übernommen haben – Fehler passieren. Zum Beispiel, wenn der Zitierstil des Journals, den Sie heruntergeladen haben, zwar für Originalartikel, aber nicht für Kongressabstracts und Patentschriften geeignet ist.

  • Software-basierte Korrektur: Edit-Citation-Funktion
  • Leseschritt: Literaturverzeichnis

[3] Striche, Klammern, mathematische Operatoren

Gedankenstrich ist nicht gleich Bindestrich: Ein Gedankenstrich schenkt dem Leser eine kleine Pause – Zeit für ein kurzes mentales Durchatmen beim Paper-Lesen. Der Bindestrich koppelt dagegen zwei Begriffe oder eine Abkürzung mit einem Begriff (MYC-dependend proliferation).

Klammern: Nach der öffnenden und vor der schließenden Klammer darf kein Leerzeichen stehen. Und muss man in einen Klammereinschub eine weitere Klammer platzieren, nimmt man dafür die eckigen Klammern (ein Klammereinschub [außer Quellenangaben] gehört an das Satzende).

Vor und nach mathematischen Operatoren gehören Leerzeichen: = < > (leider keine allgemein gültige Regel. Manche Journals regeln das anders).

  • Software-basierte Korrektur: Suche nach falschen Leerzeichen und Bindestrichen (Suchfunktion)

[4]: Buchstaben im Paper

Einzelne Buchstaben – das sind zum Beispiel die wissenschaftlichen Einheiten. Zwischen Zahl und Einheit bzw. Prozentzeichen gehört immer ein Leerzeichen. Zahlen werden in Kombination mit wissenschaftlichen Einheiten oder dem Prozentzeichen niemals ausgeschrieben.

Mithilfe der Suchfunktion von Word können Sie kontrollieren, ob Sie Abkürzungen konsequent verwendet haben. Der ausgeschriebene Begriff sollte daher nur einmal im Text auftreten (nur im Abstract sowie in Abbildungs- und Tabellenlegenden müssen Abkürzungen erneut eingeführt werden).

  • Software-basierte Korrektur: Kontrolle der Einheitlichkeit mithilfe der Suchfunktion

[5] Finalisieren: Zahlen, Zahlen, Zahlen

Klar, in einer präzisen Wissenschaft müssen die Zahlen stimmen. Fehler können passieren, wenn während des Schreibprozesses eine statistische Auswertung nachgeschoben wurde. Achten Sie daher auf:

  • Übereinstimmung Abstract – Text
  • Übereinstimmung Tabelle, Abbildung – Text
  • Kontrollieren Sie im Paper auch alle Verweise auf Abbildungen und Tabellen. Wurde eine Abbildung ergänzt oder eine Tabelle entfernt, vergisst man gern die Verweise im Text anzupassen.

Fazit: Finalisierung des Papers

Es kommt also einiges zusammen beim Micro-Editing und man sollte sich ausreichend Zeit nehmen.