Dr. Stefan Lang am 11. November 2016
Zitierregeln und das korrekte Literaturverzeichnis
Kategorie Schreib- und Publikationsprozess
In meinen Workshops stelle ich oft fest: Die Zitierregeln sind für viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen immer noch ein Problem – viele Unsicherheiten gibt es hier, obwohl doch eigentlich fast jeder eine Literaturverwaltungssoftware benutzt. Aber um die Software auch richtig einsetzen zu können, muss man einfach ein paar Grundbegriffe des Zitierens kennen.
Prinzipielles zum korrekten Zitieren
Es gibt zwei prinzipiell verschiedene Zitiersysteme – das mittlerweile veraltete Name-Datum-System und das Nummernsystem.
- Beim Name-Datum-System verweist man im Text auf eine Quelle, indem man den Namen des Erstautors und das Publikationsjahr angibt (Zappa, 2013). Das Literaturverzeichnis wird dann alphabetisch nach den Namen der Erstautoren geordnet (bei identischen Erstautoren, nach den Namen der Zweitautoren; bei identischen Erst- und Zweitautoren schließlich chronologisch – zum Glück erledigt das die Software). Das Name-Datum-System findet sich in unserem Metier nur noch vereinzelt – zum Beispiel im Fachbereich Psychologie.
- Beim Nummernsystem, das heute in der Biomedizin fast durchgängig verwendet wird, verweist einfach eine Nummer auf die Quelle (z.B. (1), [1] oder [1]). Alle Quellenverweise im Text bzw. im Literaturverzeichnis werden fortlaufend durchnummeriert.
Bibliografische Angaben im Literaturverzeichnis
Innerhalb des Name-Datum-Systems oder des Nummernsystems gibt es zahllose Zitier-Stile. Jedes Fachjournal hat seinen eigenen und man tut gut daran, sich 100%ig an den Zitier-Stil des Journals zu halten, wenn man einen Originalartikel publizieren möchte.
Gleiches gilt für die Promotionsordnung, denn fast jede Uni hat so ihre eigenen Ideen, wie das Literaturverzeichnis einer Doktorarbeit aussehen soll.
Aber ganz gleich, welcher Zitier-Stil verlangt wird – in einem Literaturverezichnis werden immer die gleichen bibliografischen Angaben genannt, um eindeutig auf eine Quelle zu verweisen.
Entsprechend der gängigen Zitierregeln handelt es sich bei diesen bibliografischen Angaben um:
- die Namen der Autoren
- der Titel (eines Fachartikels, eines Buchkapitels oder eines Buches)
- die Herausgeber (eines Buches)
- der Name des Fachjournals
- der Sitz und Name des Verlages (bei Büchern)
- das Publikationsjahr
- die Band-und Heftnummer (bei Fachartikeln)
- Seitenzahlen
- evtl.: doi oder PubMed Identifikationsnummer als ergänzende Angaben bei Fachartikeln
- bei Internetseiten: die genaue Internetadresse und das genaue Datum (Tag!), an dem die Seite zitiert wurde
Autoren-Name
Zunächst werden die Nachnamen der Autoren und die Initialen ihrer Vornamen genannt; meist werden nicht alle Autoren aufgeführt, sondern zum Beispiel nur die ersten sechs. Der Rest wird dann mit et al. („und andere“) zusammengefasst. Details hierzu finden sich in den Autorenhinweisen des Fachjournals.
Titel
Anschließend folgt der Titel des Artikels, des Buchkapitels oder des Buches.
Journal
Wird ein Fachartikel zitiert, folgt auf den Titel meist der Name des Fachjournals (meistens in einer abgekürzten Form, also zum Beispiel Am J Pathol statt American Journal of Pathology).
Publikationsjahr, Band-und Heftnummer, Seitenzahlen
Als weitere Angaben folgen bei vielen Zitierstilen das Publikatiosjahr, die Band- und Heftnummer sowie die Seitenzahlen eines Fachartikels. Seitenzahlen werden manchmal ausgeschrieben (122–125), manchmal abgekürzt (122–25).
DOI und Pubmed ID
Manche Journals verlangen den Digital Object Identifier (DOI) und/oder die Pubmed-ID. Bei der Pubmed-Suche findet man den DOI oberhalb und die Pubmed-ID unterhalb des Titels.
Fachbücher
Bei Fachbüchern werden einzelne Kapitel oft von verschiedenen Autoren geschrieben und das gesamte Buch von einem oder mehreren Herausgebern publiziert. In diesem Fall werden zuerst die Autoren des Kapitels angegeben, der Titel des Kapitels, die Namen der Herausgeber sowie der Titel des Buches.
Auf den Titel des Buches folgt dann der Ort, in dem der Verlag seinen Sitz hat, der Name des Verlages, das Publikationsjahr und die Seitenzahlen.
Internetquellen
Gelegentlich verwendet man auch Quellen aus dem Internet. Hier sind zwei zusätzliche Angaben erforderlich: Das ist zum einen die exakte Internetadresse (also keine übergeordnete Startseite, sondern genau die URL, unter der ich die bestimmte Information finde) und zum anderen das Datum, an dem ich diese Quelle zitiert habe (da Internetseiten gelegentlich auch wieder aus dem Netz entfernt werden, wäre die Angabe des Publikationsjahres als Nachweis nicht ausreichend).
3-Minuten-Youtube Video: Wie zitiert man Quellen aus dem Internet?
Unterschiede zwischen den Zitierstilen
Ganz gleich, welchen Zitier-Stil man also benutzt: In allen Literaturverzeichnissen werden für eine Quelle die gleichen bibliografischen Angaben genannt. Trotzdem unterscheiden sich die verschiedenen Zitier-Stile der Fachjournale grundlegend – und zwar in folgenden Punkten:
Verwendung der Satzzeichen: Zum Beispiel der Punkt – mal wird er benutzt, um die bibliografischen Gruppen voneinander zu trennen (Vancouver). Mal wird er eingesetzt, um die Initialen der Autoren-Vornamen abzukürzen (Nature).
Reihenfolge der bibliografischen Angaben: Zum Beispiel die Jahreszahl – mal folgt sie den Autoren (Vancouver), mal dem Jornal (ACS), mal steht sie ganz am Schluss (Nature).
Formatierung: Mal ist die Jahreszahl fett gedruckt und der Name des Journals kursiv; mal ist der Titel kursiv und in wieder anderen Journals ist alles völlig unformatiert.
Ganz einfach mit der Literaturverwaltungssoftware
Das hat sich jetzt alles sehr kompliziert angehört? Zum Glück gibt es die Literaturverwaltungssoftware, die uns die Arbeit abnimmt. Es gibt wahrscheinlich nur noch wenige Wissenschaftler, die versuchen, das alles von Hand zu machen – die sich ihre Quellen in einer Excel-Tabelle sortieren und alle bibliografischen Gruppen und Satzzeichen selbst eintippen. Fehler sind vorprogrammiert und die Arbeit ist völlig senseless.
Denn: Die verschiedenen Programme zur Literaturverwaltung arbeiten sehr zuverlässig, sie ziehen sich alle bibliografischen Angaben einer Quelle selbstständig aus dem Netz und erstellen Literaturverzeichnisse im richtigen Zitier-Stil – und das mit wenigen Mausklicks.
Wenn man einmal verinnerlicht hat, aus welchen Bestandteilen eine Quellenangabe besteht, kann man die Arbeit seiner Software überprüfen und –wenn nötig– auch manuell Zitate in seine Literaturdatenbank einpflegen – alles kein Problem.
Die Feinheiten der Zitierregeln
In diesem Beitrag habe ich ein paar Grundlagen zum Literaturverzeichnis erklärt. Was gibt es bei den Feinheiten des korrekten Zitierens noch zu beachten. Hier eine Auswahl weiterführender Beiträge:
- Welche Quellen für die Doktorarbeit? (3-Minuten-Erklärvideo)
- Wo werden die Quellen im Text platziert (3-Minuten-Erklärvideo)
- Wie werden Internetquellen zitiert? (3-Minuten-Erklärvideo)
- Literaturverwaltungssoftware beim wissenschaftlichen Zitieren (Blogbeitrag)
- Zitieren im Forschungsantrag (Blogbeitrag)