Dr. Stefan Lang am 21. März 2018
Wissenschaftliche Paper veröffentlichen: ‚action sells‘
In einem wissenschaftlichen Paper sollte der Titel nicht nur Interesse wecken. Er sollte – „WOW“ – maximale Aufmerksamkeit erzielen. Ein beliebter Weg ist die Anlehnung an bekannte Filmtitel. Und Action-Filme helfen beim Veröffentlichen eines wissenschaftlichen Papers am besten.
Klar, es werden wahnsinnig viele Paper aus dem Life Science Bereich jeden Monat veröffentlicht. Da will man nicht untergehen. Schließlich soll jeder von den mühevoll erhobenen Daten erfahren und das Paper lesen. Wie erzielt man also maximale Aufmerksamkeit im Titel seines Originalartikels?
Der Kreativität beim Veröffentlichen setzen nur die Herausgeber der Journals Grenzen. Und so findet sich bei den Titeln wissenschaftlicher Life Science Paper viel Unterhaltsames wie eben Anlehnungen an bekannte Actionfilme,
Veröffentlichen mit Mad Max
In einer Genetik-Vorlesung besprachen wir einmal den Transkriptionsfaktor Mothers against decapentaplegic (Mad). Ich konnte mich kaum einkriegen vor Begeisterung, als ich erfuhr, dass ein später identifizierter Mad-Interaktionspartner „Max“ genannt wurde – Mad Max. Action sells.
Denn das verriet mir, dass Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen a) richtig witzig sein können und b) auch noch die Zeit finden, ins Kino zu gehen (natürlich Spätvorstellung, nachdem man noch schnell die Zellkultur gemacht hat).
♦ Mad-Max transcriptional repression is mediated by ternary complex formation with mammalian homologs of yeast repressor Sin3. (Aver et al., Cell 1995)
Wie der Terminator beim Paper hilft
Life-Science-Forschende, die Paper veröffentlichen wollen, stehen auf Actionfilme. Und natürlich auf den Terminator.
♣ Did you like Terminator 3 better than Terminator 2? „Rise of machines“ with HeartMate 3? (Takayama, J Thorac Cardiovasc Surg. 2016)
Hm, naja … In diesem HeartMate-Paper geht es übrigens um eine implantierbare Kreislaufpumpe. Ein Zitat aus dem ersten Terminator gefällig?
♣ Micro-terminator: ‚Hasta la vista, lncRNA!‘ (Diederichs, Nat Struct Mol Biol. 2015)
Abgedroschen: Zwei glorreiche Halunken
Der internationale Titel ‘The Good, the Bad and the Ugly’ ist wohl der Filmtitel, der am häufigsten für wissenschaftliche Life Science Paper “verbraten“ wurde (ich habe wahllos drei Titel ausgewählt):
♦ The big, the bad, and the exon 11: adjuvant imatinib for all gastro-intestinal stromal tumors or just the ugly? (Groisberg et al., Transl Gastroenterol Hepatol. 2017)
♦ Visual consequences of medications for multiple sclerosis: the good, the bad, the ugly, and the unknown (Moss, Eye Brain. 2017)
♦ The Good the Bad and the Ugly of Glycosaminoglycans in Tissue Engineering Applications. (Ayerst et al., Pharmaceuticals (Basel). 2017)
Ganz klar: Wird ein Filmtitel überstrapaziert, ist das irgendwann nicht mehr lustig.
Auch Star Wars hilft beim Publizieren
The empire strikes back – irgendwer schlägt in den Life Sciences immer zurück. Eine kleine Paper-Auswahl mit knackigen Titel:
♠ Urea, a true uremic toxin: the empire strikes back. (Lau et al., Clin Sci (Lond). 2017)
♠ Clinical aspects of severe infections caused by antibiotic-resistant Gram-negative bacteria. The Empire strikes back? (Sinko, Orv Hetil. 2017)
In diesem Zusammenhang scheint erwähnenswert, dass jemand einen GTPase-Regulator „Skywalker“ nannte. Folgerichtig gibt es den Titel:
♠ The membrane strikes back: phosphoinositide binding regulates Skywalker function (Del Signore et al., Nat Struct Mol Biol. 2016).
Auch die Klonkrieger dürfen im Titel nicht fehlen: „Episode II Attack of the Clones“ stand offensichtlich Pate für:
♠ Global Emergence and Dissemination of Enterococci as Nosocomial Pathogens: Attack of the Clones? (Guzman et al., Front Microbiol. 2016)
Und wenn eine Operationstechnik auf Lasertechnik basiert? Klar, dann müssen die Jedis herhalten:
♠ The return of the jedi: comparison of the outcomes of endolaser dacryocystorhinostomy and endonasal dacryocystorhinostomy. (Zengin et al., Int Forum Allergy Rhinol. 2014)
Helfen Love Stories beim Veröffentlichen?
Ok, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus dem Bereich Life Science sind nicht nur wilde Typen – es gibt auch die Soften, die eher auf Liebesfilme stehen. Auch das im Paper-Titel:
- Gone with the wind: Gone with the Wind–Innate Immunity and Airway Inflammation. (Herwald, Egesten; Innate Immun. 2016)
- For Whom the Bell Tolls: For whom the bell tolls: Neurocognitive individual differences in the acute stress-reduction effects of an attention bias modification game for anxiety. (Dennis-Tiwary et al., Behav Res Ther. 2016)
- Titanic: Operative drains after pancreatic resection–the Titanic is sinking. (Allen PJ, HPB (Oxford). 2011)
- Cinderella: A Cinderella Tale: Can New Shoes Change the Life of a Person With Knee Osteoarthritis? (Hannan MT et al., Ann Intern Med. 2016)
Fazit
Ein Fazit gibt es diesmal nicht. Beurteilen Sie selbst, ob die Life Science Autoren ihr Ziel erreicht haben: Sind Sie auf diese knackigen Titel „angesprungen“, haben den Link angeklickt und den Abstract verschlungen?
Wie man einen einfachen, klaren und soliden Titel formuliert, wenn man sein Paper veröffentlichen will, können Sie im Paper-Protokoll nachlesen.
Dr. Stefan Lang
Das Paper-Protokoll
Eine systematische Schreibanleitung für biomedizinische Originalartikel
Wenn Forscher im Labor experimentieren oder in der Klinik Daten erheben, folgen sie genauen Anleitungen, die alle Arbeitsschritte exakt definieren. Eine solches Protokoll gibt es jetzt auch fürs Schreiben und Publizieren eines Research Papers.
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E-Book ISBN : 978-3-7345-4169-8