Dr. Stefan Lang am 22. November 2019

Multitasking beim wissenschaftlichen Schreiben? Smartphone-Verbot!


Kategorie Schreib- und Publikationsprozess

Beim Kochen Radio hören und gleichzeitig mit der Freundin, dem Chef oder der Schwiegermutter telefonieren – und dann noch schnell eine WhatsApp schreiben? Kann funktionieren, wenn Freundin, Chef und Schweigermutter diese merkwürdigen Gesprächspausen tolerieren. Aber beim wissenschaftlichen Schreiben klappt Multitasking nicht – denn es zieht den Schreibprozess in die Länge und die Texte werden nicht gut.

Neulich führte ich einen Workshop bei einem pharmazeutischen Unternehmen durch. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren gestandene Wissenschaftlerinnen und Manager. Ich wunderte mich ein wenig, als zu Beginn der Veranstaltung eine Mitarbeiterin den Raum betrat und die Smartphones der Teilnehmer einsammelte.

Der Grund: Die Firma, die den Workshop finanzierte, wollte verständlicherweise maximalen Lernerfolg – und der ist eben nicht möglich, wenn Smartphones permanent um die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden buhlen.

Prozess des wissenschaftlichen Schreibens mit Smartphone

Es gilt fürs Seminar wie auch fürs wissenschaftliche Schreiben: Das Smartphone bindet die Aufmerksamkeit, die man braucht, um eine anspruchsvolle Aufgabe zu meistern.

Ein Beispiel:

Ich schreibe die Einleitung eines Papers und recherchiere nach ein paar Hintergrundfakten. Ich habe gerade drei PDFs wissenschaftlicher Originalartikel geöffnet und habe gerade ein paar relevante Textstellen gefunden. Beim Smartphone poppt die Meldung auf, dass das Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump nun endlich eröffnet wurde…. ich muss erneut die drei PDFs durchklicken und durchscrollen, um die Textstellen wiederzufinden, die ich brauche. Als ich sie endlich gefunden und paraphrasiert aufgeschrieben habe, erscheint eine Whatsapp mit einer Einladung zum Essen. Morgen Abend – war da nicht schon etwas? Ach nein, das war übermorgen. Als ich weiterarbeite, weiß ich nicht mehr, ob ich die Quelle bereits in meine Literaturdatenbank aufgenommen habe und scrolle in der Literaturliste herum, um die Referenz zu finden ….

Prozess des wissenschaftlichen Schreibens ohne Smartphone

Multitasking ist tot – zu viel Energie, Aufmerksamkeit und Zeit werden verschwendet, wenn man sich permanent ablenken lässt. Denn so sieht der Schreibprozess ohne Smartphone aus:

Ich schreibe die Einleitung eines Papers und recherchiere nach ein paar Hintergrundfakten. Ich habe drei PDFs wissenschaftlicher Originalartikel geöffnet und habe gerade ein paar relevante Textstellen gefunden, die ich nun paraphrasiert aufschreibe und die Quelle im Text einfüge. Dann schreibe ich den nächsten Absatz.

Das Fazit

… muss nun jeder für sich persönlich ziehen.