Dr. Stefan Lang am 19. Dezember 2016

Stilsünde Sinnverdoppler beim wissenschaftlichen Schreiben


Kategorie Stilfragen

Wissenschaftliches Schreiben erfordert eine prägnante und klare Ausdrucksweise. Das heißt unter anderem: Man sollte alles weglassen, was nicht hundertprozentig notwendig ist. Das sind zum Beispiel Worte, die vielleicht schön klingen, aber keine zusätzliche Information liefern. Ein klassisches Beispiel hierfür sind Sinnverdoppler.

Sinnverdoppler wirken einfach sehr unprofessionell. Sie blähen einen Text unnötig auf nd manchmal klingen sie etwas verstaubt. Historische Beispiele für Sinnverdoppler (Tautologie).sind:

Sinnverdoppler in der Doktorarbeit

In modernen Wissenschaftstexten wie etwa Doktorarbeiten liest man oft, dass das anschließend folgende Experiment zwingend notwendig war oder dass eine gemeinsame Kooperation statistisch signifikante Ergebnisse hervorbrachte. Wir lesen, dass grün gefärbte Proben, bislang zwölf an der Zahl, laut zukünftiger Vorhersagen zunehmend häufiger auftreten werden.

Da wissenschaftliches Schreiben sehr prägnant sein sollte, muss man auf Sinnverdoppler verzichten.

Wie unterscheidet sich das anschließend folgende vom folgenden Experiment? Ist die Signifikanz nicht immer statistisch? Können die Proben nicht einfach grün sein (außer man hat tatsächlich Farbstoff hineingekippt) und bedeutet „zunehmend häufiger“ so etwas wie „exponentielles Wachstum“? „Notwendig“ ist bereits absolut und kann auch durch „zwingend“ nicht gesteigert werden.

Nein, bei all diesen Beispielen wurde etwas doppelt gemoppelt. Wer das Thema vertiefen will: hier ein Link zu einem Artikel aus SPIEGEL Online: Zweifach doppelt gemoppelt (Bastian Stick, 2005).

  • das anschließend folgende Experiment: das folgende Experiment oder das anschließende Experiment
  • zwingend notwendig: notwendig
  • die gemeinsame Kooperation: die Kooperation
  • statistisch signifikante Ergebnisse: signifikante Ergebnisse
  • grün gefärbte Proben: grüne Proben
  • zwölf an der Zahl: 12

Warum eine Stilsünde in Doktorarbeiten?

Klar, ein Text wird durch Sinnverdoppler unnötigerweise länger und wer mit dem maximal zulässigen Word Count seines Abstracts kämpft, sollte zuerst mal die Sinnverdoppler streichen.

Außerdem: Sie wirken oft ein wenig lächerlich, diese Sinnverdoppler, wenig professionell. Wer sich den Gutachtern und Lesern als Profi-Wissenschaftler oder Profi-Wissenschaftlerin präsentieren möchte, sollte darauf verzichten.