Dr. Stefan Lang am 20. Januar 2017

Wissenschaftliches Poster: professionelle Gestaltung


Kategorie Schreib- und Publikationsprozess

Sie wollen Ihre Daten auf einem Kongress präsentieren und befürchten, dass sich niemand für Sie und Ihr Poster interessieren wird? Diese Angst ist unbegründet, solange Sie ein übersichtliches und ansprechendes Poster gestalten. Ihre Daten sind gut, sorgen Sie nun für eine professionelle Gestaltung Ihres wissenschaftlichen Posters.

Häufigstes Problem bei der Gestaltung wissenschaftlicher Poster: too much, zu viel Information, zu viel Text, von allem viel zu viel. Beachten Sie bitte: Sie können auf einem wissenschaftlichen Poster kein vollständiges Paper und keine vollständige Doktorarbeit abbilden. Sie können auf einem Poster auch nicht all die Details mitteilen, die Sie während eines 15-Minuten-Vortrags erzählen würden.

Beherzigen Sie also diese Grundregel:

Beschränken Sie den Textumfang.

Auf einem Kongress oder einer wissenschaftlichen Konferenz sollte man den Text eines Posters in ungefähr 3 Minuten lesen können. Wählen Sie daher eine Kombination aus vollständigen Sätzen und Bulletpoints.

Wichtig für die Gestaltung: Mindestens 50 % der Fläche Ihres Posters sollte für wissenschaftliche Abbildungen oder Grafiken verwandt werden.

Beschränken Sie die Informationsauswahl.

Naürlich ist jedes Detail irgendwie wichtig. Aber denken Sie daran: Ein Poster ist kein Paper, sondern ein illustrierter Abstract. Niemand wird mit Ihrem Poster als Grundlage versuchen, Ihre Experimente nachzukochen.

So können Sie die Informationsauswahl einschränken: Kategorisieren Sie die Informationen bevor Sie Ihr wissenschaftliches Poster gestalten – und zwar in folgende Gruppen:

Wissenschaftliche Poster benötigen eine professionelle Gestaltung.
  • MUST: Diese Informationen benötigt man, um Ihre Arbeit zu verstehen. Meist entspricht das dem Inhalt ihres Abstracts.
  • GOOD: Ergänzen Sie zusätzliche Details nur dann, wenn sie besonders wichtige Ergebnisse oder eine besonders interressante Methodik zeigen wollen.
  • NICE: Nice-to-have Infos behalten Sie für den Kongress in der Hinterhand. Diese können Sie im Gespräch nennen, wenn Sie während der Postersession des Kongresses einen Interessierten durch Ihr Poster führen.

Fokus auf Ihre Ergebnisse

Ihre Daten, Ihre Ergebnisse sind das Wichtigste auf Ihrem Poster. Beginnen Sie daher Ihre Planung mit den Ergebnissen und versuchen Sie, alle Ergebnisse mit Abbildungen oder Tabellen zu illustrieren.

Formulieren Sie einen kurzen und einprägsamen Abbildungs- oder Tabellentitel, der bestenfalls bereits die wichtigste Erkenntnis der Abbildung oder Tabelle enthält enthält.

Versuchen Sie generell den Text zu den Ergebnissen kurz zu halten. Details können zum Beispiel in Abbildungslegenden „ausgelagert“ werden. Abbildungslegenden haben eine kleinere Schriftgröße.

Aufbau eines wissenschaftlichen Posters

Nachdem Sie den Abschnitt „Ergebnisse“ geplant haben, skizieren Sie den Rest. Halten Sie sich dabei an den in der Wissenschaft üblichen Aufbau. Leser und Leserin erwarten das.

  • Hintergrund
    Nennen Sie in einem kurzen Absatz den medizinischen Hintergrund (z.B. Indikation) und erklären Sie, was Ihr Forschungsgebiet interressant macht.
  • Fragestellung
    Heben Sie Ihre Fragestellung oder Zielsetzung hervor, denn das ist der Einstieg in Ihre Forschungsarbeit.
  • Methoden
    Hier bitte nur die Basics. Gerne können Sie sich auch in Stichpunkten, Bullet points oder Tabellen kurz fassen.
  • Ergebnisse
    Ihre Ergebnisse sollten eine „Story“ erzählen. Beschränken Sie sich auf wichtige Ergebnisse (keine Vorversuche)
  • Diskussionen
    Hier nur eine sehr kurze Einordnung in den Kontext
  • Schlussfolgerung
    Die Schlussfolgerung sollte man hervorheben und als prägnante Take-home-message formulieren.
  • ggf. Referenzen

Tipp zur Platzierung der Schlussfolgerung

Sie müssen Ihre Schlussfolgerung nicht unbedingt an das Ende stellen (ganz unten rechts auf dem Poster, wo es keiner mehr sieht).

Sie können die wichtigsten Punkte auch als Main Findings an den Anfang platzieren – zum Beispiel im Anschluss an die Fragestellung oder sogar unterhalb des Poster-Titels.

Das Wichtigste im Titel

Wählen Sie einen griffigen Titel, da dieser von den Kongress-Besuchern immer zuerst gelesen wird. Er sollte die wichtigste Aussage oder Ihre (konkrete) Fragestellung enthalten. Achten Sie darauf, dass der Titel auch in einem Abstand von etwa 5 m noch gut zu lesen ist. Generell können Sie sich an diesen Schriftgrößen orientieren:

  • Titel: 72-120 pt
  • Autoren und Institutionen: ca. 60 pt
  • Überschriften: 36-48 pt
  • Fließtext: 24-6 und 30 pt
  • Legenden: ca. 18 pt

Mut zur Lücke

Lassen Sie Luft zum Atmen. Versuchen Sie nicht, jede freie Fläche Ihres Posters zu nutzen, sondern haben Sie Mut zur Lücke. Lassen Sie daher auch weiße Flächen übrig.

Die Leserichtung sollte in den üblichen Bahnen, also von links nach rechts und/oder von oben nach unten verlaufen. Mehr zur Leserführung.

Fazit

 

Dr. Stefan Lang

Wissenschaftliche Poster

Vom Kongressabstract bis zur Postersession


Für junge Forscher oft der erste Kontakt zur Wissenschaftswelt: die Präsentation eines Posters auf einem internationalen Kongress. Dieses Buch behandelt alle nötigen Schritte: vom Kongress-Abstract über die Gestaltung des Posters bis zur Postersession.


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Paperback ISBN : 978-3-7469-2343-7
Hardcover ISBN : 978-3-7469-2344-4
E-Book ISBN : 978-3-7469-2345-1