Dr. Stefan Lang am 16. März 2017

Der Verweis auf Abbildungen im Scientific Writing


Kategorie Kampagne für Verständlichkeit

Haben Sie schon einmal einen Satz wie diesen geschrieben? Protein aggregates were found in E.coli-XY overexpressing wild-type genes of the QBB-family as well as either wild-type or mutant pga (Fig.2, Fig.3, Tab.2). Ja? Dann sollten Sie unbedingt weiterlesen.

Der Verweis auf Abbildungen und Tabellen im Research Paper

Protein aggregates were found in E.coli-XY overexpressing wild-type genes of the QBB-family as well as either wild-type or mutant pga (Fig.2, Fig.3, Tab.2).

„Was bitte gibt es bei diesem Satz nicht zu verstehen?“, werden Sie vielleicht jetzt sagen.  Protein-Aggregate wurden in bestimmten E.coli-Stämmen gefunden, die Gene der QBB-Familie exprimierten oder das pga-Gen (Wildtyp oder Mutante). Wer das genauer wissen möchte, kann sich ja im Paper die Abbildung 2 und Abbildung 3 sowie die Tabelle 2 ansehen. Steht ja am Satzende.

Und hier liegt genau der Fehler bzw. das Verständlichkeitsproblem: Woher sollen die Leser wissen, zu welchem Befund welche Abbildung oder Tabelle gehört?

Folgende Interpretationsmöglichkeiten sind denkbar:

1
2
3
Fig. 2 → QBB Fig. 2 → QBB & pga (WT) Fig. 2 → QBB
Fig. 3 → pga (WT) Fig. 3 → pga (M) Fig. 3 → pga (WT & M)
Tab.2 → pga (M) Tab. 2 → (all) Tab. 2  → (all)

Keine kombinierten Abbildungs- und Tabellenverweise am Satzende

Der Autor dieses Satz macht in seinem Paper also folgenden Fehler: Er erwartet, dass der Leser einen Teil seiner Arbeit übernimmt, den Text der Results mit den Figures und Tables vergleicht und irgendwie richtig kombiniert, was zusammengehört.

Im Text eines wissenschaftlichen Artikels müssen die Verweise auf Abbildungen und Tabellen stimmen.

Die Kombinationsfähigkeit des Lesers oder der Leserin wird zusätzlich auf die Probe gestellt, da Abbildungen mit Tabellen kombiniert wurden.

Abbildungen würde man in einem Paper intuitiv einzelnen Befunden zuordnen. Bei einer Tabelle würde man eher eine Übersicht über verschiedene Daten vermuten.

All das macht es dem Leser schwer – vielleicht gibt er auf und sucht sich ein anderes Paper, das er lesen möchte.

Mehr Klarheit im Paper – auch bei Abbildungen und Tabellen

Klarheit und Transparenz ist nicht nur im Text wichtig, sondern auch bei den Verweisen auf Abbildungen und Tabellen!

Electron microscopy revealed protein aggregates in E.coli-XY overexpressing wild-type genes of the QBB-family (Fig.2) as well as either wild-type or mutant pga (Fig.3). Characteristics of protein aggregates are summarized in table 2.

Im Prinzip gehört der Verweis auf eine Abbildung oder Tabelle immer zu der Information, zu der er gehört – und nicht einfach ans Satzende. Bei Quellenangaben gilt das Gleiche.