Dr. Stefan Lang am 24. August 2018
Parallelismus im Scientific Writing: Gleiches gleich formulieren
Kategorie Kampagne für Verständlichkeit
Parallel… was bitte ist das denn? Ein wichtiges Detail beim Scientific Writing: Der grammatikalische Parallelismus sorgt dafür, dass gleichartige oder ähnliche Ideen und Aussagen vom Leser auch als solche wahrgenommen und leicht verstanden werden – durch ein identisches grammatikalisches Muster.
Ich weiß, wir alle haben in der Schule einmal gelernt, dass man den Satzbau möglichst oft variieren soll. Vergessen Sie das! Im Scientific Writing gelten andere Gesetze.
Gleiches gleich formulieren im Scientific Writing
Ein Beispiel aus einer Doktorarbeit: In einer klinischen Studie wurde bei drei Untersuchungen immer der Gt5Hc-Wert gemessen und immer als prozentualer Wert festgehalten. Das „Konzept“ war also immer das gleiche: immer Gt5Hc, immer Prozent. Um dieses gleichartige Konzept dem Leser zu signalisieren, sollte man den grammatikalischen Parallelismus einsetzen:
Zu Studienbeginn betrug der Gt5Hc-Wert 12 %. Drei Wochen nach Studienbeginn sank der Gt5Hc-Wert auf 6 % und erforderte eine medikamentöse Behandlung mit XY. Bis zum Studienende stieg der Gt5Hc-Wert wieder auf 12 %.
Alle Formulierungen verlaufen parallel:
Verstöße gegen den Parallelismus
Wie wichtig das mit dem Parallelismus ist, merkt man, wenn ein Text davon abweicht. Verstößt man etwa bei einer gleichartigen Aufzählung gegen den grammatikalischen Parallelismus, kommt das beim Leser nicht gut an, weil das Verständnis unnötigerweise behindert wird. Hier ein Beispiel:
Es wurden folgende Einschlusskriterien angewendet: (i) SCL-Diagnose immunhistochemisch bestätigt, (ii) entsprechend des Klinischen Tumorzellklassifizierungssystems war das SCL als inoperabel eingestuft worden, (iii) mindestens ein Ast dritter Ordnung der inferioren Pulmonalvene.
Diese Schilderung ist nicht parallel: (i) Hier steht das Kriterium am Anfang; es ist kein vollständiger Satz; (ii) Hier steht am Anfang der Verweis auf die Klassifizierungsgrundlage; es ist ein vollständiger Satz, (iii) Hier wird eine anatomische Struktur genannt. Es ist jedoch kein Kriterium.
So ist es besser, jetzt steht das Kriterium jeweils am Anfang:
Es wurden folgende Einschlusskriterien angewendet: (i) SCL-Diagnose immunhistochemisch bestätigt, (ii) Nicht-Operierbarkeit des SCL entsprechend des Klinischen Tumorzellklassifizierungssystems, (iii) Vorhandensein von mindestens einem Ast dritter Ordnung der inferioren Pulmonalvene.
Dr. Stefan Lang
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