Dr. Stefan Lang am 11. Juli 2019

Point-to-Point Reply – Wie sag ich´s dem Gutachter meines Papers?


Kategorie Schreib- und Publikationsprozess

Ihr Paper, in das viel Zeit, Geld, Energie und Herzblut geflossen ist, wurde vom Journal abgesägt – jedoch mit der Möglichkeit der Re-Submission? Für die erneute Einreichung Ihres Research Papers stehen nun einige Arbeiten an: vielleicht neue Experimente, Änderungen an Abbildungen und Tabellen, textliche Verbesserungen und vor allem der Point-to-Point-Reply an die Gutachter des Journals.

Ablehnung, aber Möglichkeit zur Re-Submission

Im Point-to-Point-Reply (oder point-by-point response) adressiert man alle Kommentare der Gutachter, die zur Ablehnung Ihres Papers geführt haben (Originalartikel, Paper). Man erklärt also, welchen Vorschlägen man gefolgt ist und entsprechend neue Experimente durchgeführt oder Abbildungen generiert hat. Ebenso muss man erklären, wo man den Vorschlägen der Gutachter nicht gefolgt ist – wenn etwa die geforderten Experimente zu umfangreich oder wissenschaftlich betrachtet überhaupt nicht sinnvoll sind.

Im Point-to-Point-Reply kommuniziert man also direkt mit dem Gutachter seines Papers (response to reviewers). Wie in jeder anderen Lebenslage sollte man seinem Gegenüber mit Respekt und Höflichkeit begegnen. Das gebietet der Anstand und erhöht nach der ersten Ablehnung außerdem die Chancen auf eine erfolgreiche Paper Re-Submission.

Aus diesem Grund sollte man den Point-to-Point-Reply erst dann schreiben, wenn der erste Ärger über die Ablehnung des Papers verraucht ist – zornig drauflos zu schreiben, wird nicht helfen, Ihr Paper bei Ihrem Zieljournal unterzubringen. Überlegen Sie sich also in Ruhe diese Frage: „Wie sag ich’s dem Gutachter meines Papers?

Fall 1: Der Reviewer hat den wissenschaftlichen Background Ihres Papers offensichtlich nicht richtig verstanden.

  • Was Sie denken, aber nicht schreiben sollten:
    We believe that you just did not understand the background of our study.
  • Was Sie schreiben sollten:
    In our manuscript, some statements are more ambiguous than intended. Therefore, we adjusted the text to be clearer.

Fall 2: Der Reviewer verlangt ein Experiment, das sowohl Ihren zeitlichen als auch finanziellen Rahmen sprengen würde.

  • Was Sie denken, aber nicht schreiben sollten:
    This experiment would ruin my institute, and it would take forever!
  • Was Sie schreiben sollten:
    Thank you for your suggestion. The experiment is interesting and would provide important information. However, we believe it falls outside the scope of our study.

Fall 3: Der Revier verlangt die sprachliche Überarbeitung des Papers durch einen Native Speaker.

  • Was Sie denken, aber nicht schreiben sollten:
    I have no idea why you are being so pedantic about grammar and wording, and – by the way – my writing skills are far better than yours.
  • Was Sie schreiben sollten:
    We apologize for these errors. We have corrected the manuscript as suggested. In addition, it has been reviewed and revised by a native speaker to improve readability.
Man sollte dem Gutachter seines wissenschaftlichen Papers mit Respekt begegnen. Das hilft beim Publizieren.

Fazit

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wissen: Die Ablehnungsquoten der Journals sind hoch – gerade die der high-impact-journals. Auch wenn man die Möglichkeit zur Re-Submission hat und einen sachlichen Point-to-Point-Reply schreibt, ist es nicht gesagt, dass das revised manuscript dann problemlos akzeptiert wird. Das Leben ist kein Tag am Strand – man kann also nur seine Chancen erhöhen, indem man vernünftig forscht und natürlich auch schreibt.

Beim Point-to-Point Reply an die Reviewer des eigenen Papers muss man nicht devot sein, not at all. Man darf selbstbewusst seine Arbeit vertreten. Aber man sollte höflich bleiben, schließlich geben sich die Gutachter meist große Mühe, konstruktiv die Qualität des Papers zu verbessern.