Dr. Stefan Lang am 28. Februar 2020

Einen wissenschaftlichen Fachartikel veröffentlichen: open access oder traditionell?


Kategorie Schreib- und Publikationsprozess

Irgendwann stellt sich die Frage: Wo will ich meinen Fachartikel publizieren? Sicher, es gibt tausende Journals, grundlagenorientierte und indikationsspezifische, welche mit sehr hohem Impact Factor und andere mit realistischen Publikationschancen. Aber die grundlegende Frage lautet oft zuallererst: Soll es open access sein?

Soll ich open access veröffentlichen?

Ein hehres Ziel: Forschungsergebnisse sollten generell allen, der Wissenschaftswelt und der Öffentlichkeit, frei zugänglich sein. Ohne finanziellen Hürden. Open access eben. Die meisten Life Science Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler würden sich wohl diesem Ziel sofort anschließen – außer die Publikation des eigenen Fachartikels steht an.

Wissenschaftlich veröffentlichen in einem print oder online JournalWollen wir den eigenen Fachartikel veröffentlichen, sieht das vielleicht ganz anders aus. Dann gilt es, die Wahl open access vs. traditionell nach objektiven Kriterien zu treffen. Im Bereich Life Science sind es zum Beispiel die folgenden drei.

Drei Kriterien: Wissenschaftlich veröffentlichen via open access

Geschwindigkeit der Publikation

Der Drittmittelantrag läuft aus und die Daten müssen raus und schnell publiziert werden?

Klar, das ist ein Vorteil für open access, wo vielleicht der Begutachtungsprozess nicht immer schneller geht, aber die gesamte Dauer bis zur Publikation definitiv kürzer ist (z.B. wegen des begrenzten Umfangs einer Ausgabe)

Fazit: Wer es beim Veröffentlichen seines Fachartikels im Bereich Life Science eilig hat, kommt um open access kaum herum.

Kosten der Publikation

Kosten, die beim wissenschaftlichen Veröffentlichen anfallen, werden nicht immer von einem Förderantrag getragen. Das sollte man also bedenken, wenn es darum geht, einen Fachartikel zu veröffentlichen:

  • traditionelle Life Science-Journals: Manchmal gibt es eine kleine Gebühr bei der Submission und etwas höhere Gebühren bei der Veröffentlichung (z.B. für die Publikation farbiger Abbildungen)
  • open access Life Science-Journals: sehr variabel, von billig bis ganz teuer. Manchmal beträgt die article processing charge der Publikation sogar einige tausend Euro (Beispiel).

Kommt eben auf das OA-Journal an.

Fazit: Bei sehr hohen Kosten sollte man stutzig werden und sich fragen, wie diese gerechtfertigt sind.

Prestige der Publikation

Fürher war das anders, aber heute gibt es open access Journals aus dem Bereich Life Science mit ordentlichen Impact Faktoren und Prestige wie etwa BMC Biology oder PLOS ONE. Gleichwohl schätzen viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Prestige eines hochrangigen Print-Journals immer noch höher ein. Klar, der Review-Prozess ist bei den hochrangigen Print-Journals bekanntermaßen eine Tortur. Wer es dort schafft, der schafft es überall.

An dieser Stelle muss man sich aber vielleicht gar nicht zwischen open access und print entscheiden, denn einige hochkarätige traditionelle Print-Journals bieten gegen eine „open access fee“ die zusätzliche open access Bereitstellung eines Artikels an.

Fazit

Fazit: Vieles spricht für das wissenschaftliche Veröffentlichen in einem Open access Journal. Zu beachten ist jedoch, dass das Veröffentlichen in einem unbekannten Nischen-Journal für die eigene Karriere weniger bringt.