Dr. Stefan Lang am 26. April 2023
Wissenschaftlich Schreiben: Abkürzungen für Dr. med.
Abkürzungen können einen Text zwar kürzer und prägnanter machen und den Lesefluss beschleunigen. Allerdings müssen Leser und Leserin jede einzelne Abkürzung verstehen und sich merken können. Hier eine Übersicht zum richtigen Abkürzen (mit Video und PDF-Download).
Was kürzt man ab?
Natürlich kürzt man in einer medizinischen Doktorarbeit Fachbegriffe ab. Man muss aber nicht für jeden Fachbegriff eine Abkürzung einführen, sondern nur wenn er mindestens 8 bis 10mal im Text der Doktorarbeit vorkommt. Eine Ausnahme sind schwer lesbare Begriffe. Diese darf man abkürzen, auch wenn sie nur 3 bis 4mal vorkommen (Fluoresceinisothiocyanat [FITC]).
Wenn man eine Abkürzung einführen möchte, sollte man eine bekannte und beim wissenschaftlichen Schreiben übliche Abkürzung benutzen. Also eine Abkürzung, die die Leser kennen.
- Unübliche Abkürzung: PAWF (von Blutplättchen abgeleiteten Wachstumsfaktor)
- Üblich und bekannt: PDGF (platlet derived growth factor)
Wie kürzt man ab?
Jede einzelne Abkürzung muss eingeführt werden: Man schreibt den Begriff aus und setzt die Abkürzung dahinter in Klammern.
Bei englischen Begriffen kann man auch erst im Text den deutschen Begriff schreiben und den englischen Begriff in Klammern setzen, zur Abkürzung.
- Multiple Sklerose (MS)
- Patienten mit Non-Small Cell Lung Cancer (NSCLC)
- Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (Non-Small Cell Lung Cancer, NSCLC)
Wo kürzt man ab?
In der Medizin werden Abkürzungen bei der ersten Verwendung des Fachbegriffs abgekürzt. Also nicht nachdem der Begriff schon mehrmals ausgeschrieben wurde. Danach benutzt man nur noch die Abkürzung, konsequent bis zum Ende der Doktorarbeit. Das kann man einfach kontrollieren, indem man den vollständigen Begriff in die Suchfunktion eingibt.
Ausnahmen: Die Zusammenfassung, alle Abbildungen und alle Tabellen müssen für sich allein betrachtet „funktionieren“. Das heißt: Alle Abkürzungen müssen hier erneut und zusätzlich zum Gesamt-Text eingeführt, bzw. in den Abbildungslegenden und Tabellenfußnoten erklärt werden.
- Zusammenfassung: Abkürzungen erneut einführen
- Abbildungen & Tabellen: Abkürzungen in Abbildungslegende und Tabellenfußnote erklären.
Welche Abkürzungen werden nicht eingeführt?
Allgemein gebräuchliche Abkürzungen wie etwa die für „zum Beispiel“, „unter anderem“ oder „das heißt“ müssen nicht eingefüührt werden. Man kann sie einfach verwenden: z. B., u.a., d.h., bzw., etc.
Häufige Fehler bei den Abkürzungen in einer medizinischen Doktorarbeit
Das sind die häufigsten Fehler:
Zu viele: Manche Wissenschaftler oder Wissenschaftlerinnen kürzen jeden Fachbgegriff ab, auch wenn er nur einmal vorkommt. Ein solchens Übermaß an Abkürzungen verwirrt den Leser.
Abkürzungsverzeichnis: Manche Promovierende glauben, sie bräuchten Abkürzungen nicht einführen, weil sie ja ein Abkürzungsverzeichnis haben. Falsch! Ein Abkürzungsverzeichnis entbindet nicht (!) von der Notwendigkeit, alle Abkürzungen im Text einzuführen.
Nicht einheitlich: Wenn man „methylierte DNA“ mit mDNA abkürzt, aber später metDNA schreibt, wird der Leser nicht mehr durchblicken.
Komplexe Abkürzungen: Wenn man die komplexe Abkürzung „MPGN“ für mesangioproliferative Glomerulonephritis einfach in ihre Bestandteile zerlegt und „GN“ für die lobuläre GN weiterverwendet, kann es schwierig werden. Also besser erst die einfachen Abkürzungen einführen und später die komplexen.
- Glomerulonephritis: GN
- mesangioproliferative GN: MPGN