Dr. Stefan Lang am 22. Juni 2023

Kommunikationsregeln fürs wissenschaftliche Präsentieren und Schreiben


Kategorie Kampagne für Verständlichkeit

Eine Präsentation oder einen Vortrag zu halten ist etwas grundsätzlich anderes als zum Beispiel seine Doktorarbeit zu schreiben – wirklich? Bei beidem geht es um’s Kommunizieren. Und für die Kommunikation gibt es Erfolgsrezepte. Hier die Zusammenfassung eines Artikels zum Thema.

Der folgende Text ist eine Zusammenfassung eines Artikels, den Christian Kressmann und ich veröffentlicht haben (Quellenangabe unten):

Verblüffend einfach: einheitliche Kommunikationsregeln fürs wissenschaftliche Präsentieren und Schreiben

Oft sind es überraschend einfache Details, die den Unterschied zwischen „grottig“ und „supergut“ machen. Daher hier sechs einfache Kommunikationsregeln, die für den wissenschaftlichen Vortrag und Text gelten:

  • [1] Der erste Eindruck zählt: Achten Sie besonders auf die ersten Sekunden Ihres Vortrags bzw. den Einstiegssatz Ihres Textes.
  • [2] Keep the story simple: Ihre Argumentation sollte geradlinig verlaufen. Verlieren Sie sich nicht in Details.
  • [3] Strukturieren: Achten Sie auf den Aufbau Ihrer Präsentationsfolien oder die Struktur Ihrer Absätze.
  • [4] Aufmerksamkeit erhöhen: Arbeiten Sie mit Bildern! Das können Abbildungen oder Sprachbilder sein.
  • [5] Check die Technik: Kümmern Sie sich auch um technische Details, bevor Sie Präsentation oder Schreibprojekt beginnen.
  • [6] Üben: Niemand ist perfekt. Nehmen Sie konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge dankbar an.

[1] Der erste Eindruck zählt

Wissenschaftliches Schreiben und Präsentieren folgt einheitlichen Kommunikationsregeln, die einfach zu befolgen sind.

Klar, es macht einen Unterschied: Ob ein Redner oder eine Rednerin die Bühne mit ernstem Gesicht betritt, die Notizen in zittrigen Händen hält und Präsentationsfolien mehr oder minder abliest. Oder ob er oder sie die Zuhörer anlächselt und den Vortrag frei hält. Diese ersten Sekunden entscheiden. Ist diese Chance vertan, kommt meist keine zweite.

Ähnlich beim Schreiben: Beginnt man seinen Text mit Allgemeinplätzen und Grundlagen-Wissen, das jeder Medizinstudent seit dem ersten Semester weiß, dann werden Leser und Leserin den Text schnell unter „boring“ einordnen. Ob sie dann noch weiterlesen?

Achten Sie auf die Meta-Ebene, also dem Bild, das sich Zuhörer oder Leser vom Vortragenden oder Autor machen.

[2] Keep the story simple

Fürs Präsentieren und Schreiben gilt: so einfach wie möglich und nur so viele Details wie nötig. Denn nur so können Zuhörer und Leser einer wissenschaftlichen Story folgen, ohne zwischenzeitlich verloren zu gehen.

Sagen oder Schreiben Sie also nicht „2x = 4“, sondern einfach „x = 2“.

In der Präsentation und im Text sollte Ihre Argumentation stets geradlinig verlaufen. Verlieren Sie sich nicht in Details und meiden Sie Nebenschauplätze.

[3] Strukturieren

Informationshäppchen sollten wohl geordnet verabreicht werden, in übersichtlichen Mengen und in einer stimmigen Reihenfolge. Denn das Wissen und Verständnis der Zuhörer und Leser kann nur schrittweise wachsen.

Für wissenschaftliche Texte gibt es daher die IMRAD-Struktur (Introduction, Methods, Results, AND Discussion). Für Präsentationen gibt es andere Möglichkeiten (zum Beispiel „Score“ [Symptoms, Cause, Outcome, Resource, Effect]).

Auch wichtig: die Mikorstruktur von entweder Präsentationsfolien und einzelnen Absätzen. In beiden Fällen empfiehlt es sich, mit einer simplen Botschaft oder Fragestellung zu beginnen und erst dann die dazu gehörigen Details zu zeigen. So können Zuhörer und Leser Daten und Fakten besser einordnen und verstehen.

Achten Sie auf die Mikro-Struktur, also den Aufbau Ihrer Präsentationsfolien oder die Struktur Ihrer Absätze.

[4] Aufmerksamkeit erhöhen

Wie hält man Zuhörer und Leser bei der Stange? Indem man immer wieder ihre Aufmerksamkeit anstachelt, etwa durch Bilder und Grafiken.

Es gibt auch rein sprachliche Mittel, die beim Zuhörer und Leser Bilder erzeugen und somit direkt verstanden werden. Denken Sie zum Beispiel an das „Schlüssel-Schloss-Prinzip“ der Antikörper-Bindung.

Arbeiten Sie mit Bildern! Das können Abbildungen und Grafiken, aber auch Sprachbilder und Metaphern sein.

[5] Check die Technik

Funktionieren Mikro und Laser-Pointer? Sollte man auf jeden Fall vor seinem Vortrag checken. Fürs Schreiben heißt das, dass man sich mit den Software-Basics der Textverarbeitung und Literaturverwaltung beschäfitgen sollte, bevor das Schreibprojekt startet.

Kümmern Sie sich auch um technische Details, bevor Sie einen Vortrag oder ein Schreibprojekt beginnen.

[6] Üben

Man wird nicht als begnadeter Redner oder Autor/in geboren, man muss schon etwas dafür tun. Zum Beispiel den Vortrag probe-halten und Kritik dankbar annehmen.

Auch die Kommentare der Betreuer einer Doktorarbeit oder der Gutachter eines Papers sind selten böse gemeint. Und wenn doch: egal. Jeder Kommentar zeigt uns wichtige Aspekte im Text, die wir vielleicht bisher übersehen haben.

Niemand ist perfekt. Nehmen Sie konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge dankbar an.

Quelle: Kressmann C, Lang S. 2017. Six communication rules for scientific presentations and writing. Medical Writing. 2017, 26(4):46-47.