Dr. Stefan Lang am 13. September 2016
Paper schreiben: Der Stil macht den Unterschied
Kategorie Schreib- und Publikationsprozess
Wer viele Research Paper lesen muss, stellt fest: Die einen gehen runter wie Butter, die anderen sind zäh wie Kaugummi. Das liegt nicht immer am Inhalt – meist ist es der Stil.
Die Wissenschaftssprache der Life-Sciences muss nicht staubtrocken sein – sie kann frisch und lebendig klingen. Die folgenden 5 Maßnahmen helfen, ein leicht lesbares und geschmeidiges Paper zu schreiben, ein Paper mit Stil.
[1] Argumentation des Papers: klar und geradlinig
Geradlinige Argumentationen führen von einer Frage zur Antwort oder von einem Problem zu dessen Lösung.
Auch bei deskriptiven, also rein beschreibenden Forschungsprojekten kann man dafür sorgen, dass der Text einem roten Faden folgt: Man kündigt früh im Text, am Ende der Introduction, die Untersuchungsparameter an. Das verschafft dem Leser einen Überblick und hilft ihm, die Results besser zu verstehen (Introduction, Methods, Results, Discussion ist die gängige Paper-Struktur: PubMed-Link zu IMRAD).
[2] Daten: die Interpretation macht den Unterschied
Sehr langweilig, wenn in einem Paper die reinen Daten einfach heruntergebetet werden – vor allem, wenn die Zahlen zusätzlich in Abbildungen oder Tabellen präsentiert werden.
Der Leser will mehr: Er will wissen, was die Daten bedeuten. Das heißt: Auf die eigenen Schlussfolgerungen kommt es an. Machen Sie aus den reinen Daten spannende Ergebnisse.
Watson und Crick haben in ihrer Publikation zur DNA-Doppelhelix (1953; Pubmed-Link) nicht nur von der spezifischen Basenpaarung berichtet. Sie haben darüber hinaus spekuliert, dass die Basenpaarung womöglich die Grundlage für einen DNA-Kopiermechanismus ist – spannend.
[3] Figures & Tables: das richtige Bild sagt mehr
Vielleicht lassen sich ein kompliziertes Behandlungsschema und ein aufwendiger Versuchsaufbau in einer Tabelle und in einer Abbildung übersichtlicher darstellen?
In einem Research Paper gehen Text und Abbildungen Hand in Hand – Abbildungen sind eine sehr gute Gelegenheit, etwas Würze in seinen Text zu bringen. Gemeinsam mit der Abbildungslegende bilden sie eine Power Position, also eine Position, die vom Leser mit erhöhter Aufmerksamkeit wahrgenommen wird.
Aber Vorsicht: Verkünsteln Sie sich nicht. Auch Abbildungen und Tabellen müssen den Leser auf Anhieb überzeugen – durch Klarheit, Übersichtlichkeit und Stil:
- Stil der Abbildungen: Plain language auch für Abbildungen
- Stil der Tabellen: Tabellen – so funktionierts!
[4] Terminus technicus oder Fachbegriff im Paper
Wollen Sie aus Ihrem Text ein richtig langweiliges Paper machen? Dann benutzen sie möglichst viele lateinische Fremdwörter, machen Sie zum Beispiel aus einer neuen Methode eine methodische Novität oder aus den mannigfaltigen Behandlungsmöglichkeiten ein therapeutisches Armamentarium – das klingt so richtig schön verstaubt. Ein furchtbarer Stil!
Nein, im Ernst: Wissenschaftstexte brauchen zwar viele Fachbegriffe, aber auf lateinische Fremdwörter können sie verzichten. Schreiben Sie plain language.
[5] AZM-1, Dry-5 und Istat-3b in MN-Patienten mit erhöhtem TX-level: Abkürzungen im Paper
Man muss auch nicht jeden Fachbegriff abkürzen – vor allem wenn er nur 4–5 mal in einem Paper vorkommt. Auch das Übermaß an Abkürzungen behindert den Lesefluss, auch wenn die Abkürzungen ordentlich eingeführt und durchgängig verwendet wurden.
Denn: der Leser muss einen großen Anteil seiner geistigen Kapazitäten verwenden, sich die Bedeutungen der AZMs, Drys und MNs zu merken. Das bindet wichtige Ressourcen, die er eigentlich braucht, die Experimente zu verstehen oder der Argumentation zu folgen.
Fazit
Machen Sie den Test und probieren Sie diese 5 Maßnahmen bei Ihrem nächsten Paper aus. Mal sehen, was Ihre Koautoren, Reviewer und Leser dazu sagen …
Mehr Tipps zum Stil Ihres Papers:
- Sprechen Daten für sich selbst
- Vagheitsausdrücke: Das ist mir zu vage.
- Stilsünde Sinnverdoppler
- Das leidige Passiv
- noch mehr Tipps natürlich im ‚Paper-Protokoll‚