Dr. Stefan Lang am 15. September 2016

Prozentangaben im Paper: Wie viele waren das noch mal genau?


Kategorie Statistik

Es klingt nach einer umfangreichen Studie: „Bei 75% der Teilnehmer verbesserten sich die Symptome.“ Alles klar, das Medikament funktioniert bei einigen Leuten, aber wird es auch mir helfen? Ist das Ergebnis generalisierbar?

Prozent in wissenschaftlichen Publikationen

Es ist gar nicht mal so selten, dass man in Publikationen von klinischen Studien, epidemiologischen Untersuchungen oder auch in der Kriminalstatistik so etwas liest: „XY nahm im Untersuchungszeitraum um 50% ab.

XY kann dabei ein Outcome-Parameter, eine Erkrankungshäufigkeit oder auch die Anzahl der Taschendiebstähle sein. Diese Prozentangaben klingen nach einer beachtlichen Leistung eines Medikaments, des Gesundheitssystems oder der Polizei – aber ist es das wirklich?

50% – genügt das in einem Research Paper?

Nein: Meist macht es einen Unterschied, ob die Zahl der Erkrankungen oder der Taschendiebstähle von 2 auf 1 oder von 2.000 auf 1.000 sank. Es ist wichtig, wie viele es genau waren.

Im Labor haben wir uns früher immer folgenden Witz erzählt:

Die reine Prozentangabe ist wertlos, wenn man nicht den Stichprobenumfang nennt.

Fazit

Das heißt: Eine reine Prozentangabe ohne Angabe des Zählers und Nenners (oder Ereignisse pro Stichprobe) ist wertlos.

Diese Angaben sollte man also nicht vergessen: Outcome improved in 74% of patients (89/120).

[Anm.: Auch der reine Mittelwert geht so nicht und benötigt weitere Angaben. Denn: Was ist der Mittelwert wert? und Was ist der Median im Mittel wert?].