Dr. Stefan Lang am 17. Oktober 2016
Kein guter Tipp für die Dissertation: „Schreiben Sie erst mal!“
Kategorie Schreib- und Publikationsprozess
Die Experimente oder statistischen Analysen sind abgeschlossen und Sie möchten beginnen, Ihre Dissertation zu schreiben. Sie treffen Ihren Doktorvater oder Ihre Doktormutter, um die Argumentation und Gliederung zu besprechen, und er oder sie sagt: „Nun schreiben Sie erst mal.“
Was würden Sie tun, wenn Sie eine Reise, zum Beispiel nach Berlin planen? Würden Sie einfach drauflos marschieren oder würden Sie sich zuerst die wichtigsten Etappen überlegen?
Sicherlich kann es ein schöner Ansatz sein, sich treiben zu lassen und sich seinem Ziel schrittweise zu nähren. Effektiv ist dies jedoch nicht. Zeitsparender ist es, sich zuerst Ziel und Route zu überlegen: Ich steige an Berlin Südkreuz aus, nehme die Ringbahn nach Charlottenburg und gehe die restlichen 500 m zum Hotel zu Fuß.
Irrwege im wissenschaftlichen Schreiben
Vor diesem Hintergrund ist klar, was man von dem Vorschlag „Nun schreiben Sie erst mal“ zu halten hat: Ein solcher ungeplanter Ansatz führt bei der Dissertation zu einer Reihe von argumentativen und sprachlichen Irrwegen.
Diese wiederum rsultieren in zahlreichen Korrekturrunden, in denen viele Textpassagen gelöscht, verschoben, ergänzt und redigiert werden müssen – ein zeitraubender und besonders nervtötender Prozess.
„Nun schreiben Sie erstmal“ ist ein schlechter Rat. Befolgen Sie ihn nicht, sondern folgen Sie dem ’strukturierten Schreibprozess‘.
Die Dissertation braucht ein Konzept
Ebenso wie eine längere Reise sollte auch ein aufwendiges Schreibprojekt geplant werden. Man benötigt ein Konzept, das den Startpunkt und das Ziel sowie die wichtigsten Zwischenschritte festgelegt. Bei einer wissenschaftlichen Arbeit wie einer Dissertation sind das im Allgemeinen:
- der Hintergrund
- die Fragestellung
- die wichtigsten Ergebnisse
- und die zentralen Antworten
Diese Eckpunkte definieren, wohin die Reise gehen soll. Irrwege werden vermieden und nachträgliche Korrekturarbeiten minimiert.
Die Etappen der Dissertation legt man in der Gliederung fest
Dann, wenn das Ziel mit dem Konzept feststeht, kann man sich die Etappen seiner Reise überlegen. Man erstellt also eine Gliederung und überlegt sich, was man für seine Reise alles benötigt.
Je genauer man diese Etappen plant, desto geschmeidiger verläuft die Reise. Für das Schreiben heißt das: Eine Gliederung mit Gliederungspunkten für einzelne Absätze und viele Details, die man bereits jetzt sammeln kann.
Hier empfehle ich das sogenannte Sentence Outline, bei dem der Schwerpunkt eines Absatzes in einem vollständigen Satz festgehalten wird und zusätzliche Details gesammelt werden, die man später beim Schreiben braucht.
Erst wenn die Gliederung steht, kann man anfangen zu schreiben und zu formulieren.
Fazit: Stellt man früh die Weichen seiner Dissertation, profitieren alle
Erliegen Sie also nicht der Versuchung, einfach drauflos zu schreiben – auch wenn das Doktorvater oder Doktormutter so vorschlagen.
Halten Sie das Heft in der Hand und planen Sie Ihre Dissertation mit einem Konzept und einer Gliederung. Auf diese Weise können Sie die Weichen frühzeitig im Schreibprozess stellen.
Sie werden sehen: Je besser die Planung, desto leichter das anschließende Schreiben.
Weitere Infos zu Konzept und Gliederung finden Sie hier im Blog oder im Schreibratgeber.