Dr. Stefan Lang am 03. November 2016
Wissenschaftliche Artikel prägnant schreiben: wichtige Tipps
Kategorie Kampagne für Verständlichkeit
Die Sprache eines wissenschaftlichen Artikels sollte einfach und prägnant sein – sozusagen „im Klartext“ geschrieben (plain language). Denn angesichts der komplexen wissenschaftlichen Inhalte und der vielen abstrakten, aber notwendigen Fachbegriffe sollte zumindest die restliche Sprache leicht sein – der Leser wäre sonst sehr schnell überfordert. Hierzu ein paar Tipps.
Wer tief in seiner Materie steckt und jede Publikation seines Fachgebietes kennt, kann sich vielleicht nicht mehr vorstellen, dass für den Leser vieles Neuland ist: der Hintergrund, die Methodik, die Ergebnisse.
Um die Argumentation eines wissenschaftlichen Artikels nachvollziehen zu können, benötigt der Leser also höchste Konzentration – nichts darf ihn ablenken. Daher sollte die Sprache im Fachartikel einfach, prägnant und klar sein: plain language.
„The purpose of a plain-language approach (…) is to convey information easily and unambiguously. (…) Rather, by choosing straightforward vocabulary and sentence structures and by organizing and presenting your material clearly and logically, you can save the reader time and effort (…).“ (Plain Language. [Web-Link 24.7.2017])
Hier folgen drei einfache Maßnahmen, um ein wissenschaftliches Manuskript im Klartext zu schreiben.
Kürze, kein Bla-Bla
Kürze ist ein wichtiger Faktor der Prägnanz: kurze Sätze, kurze Wörter, kurze Formulierungen. Statt „notwithstanding“ genügt auch „despite“, statt „was found to be“ auch „was“ und mit „based on fact that“ wird nichts anderes ausgedrückt als mit „because“.
Auch sollte man sich immer überlegen, ob ein Wort auch notwendig ist: Statt „absolutely required“ genügt einfach „required“ (weil sich „notwendig“ nicht steigern lässt).
Sätze – wie lang sie sein dürfen und wie man sie kürzt, habe ich in einem separaten Beitrag behandelt (Wann ist ein Satz zu lang?). Daher nur in aller Kürze:
- bis 25 Wörter: im Fachartikel in Ordnung
- bei 25 bis 35 Wörtern: prüfen, ob der Satz verständlich ist
- ab 35 Wörtern: kürzen (Ausnahme: der Satz enthält eine Aufzählung)
Einfache Wortwahl – kein Gedöns
Vermeiden Sie lateinische Fremdwörter, wenn Sie einen Fachartikel schreiben. Sie sind abstrakt und müssen vom Leser erst einmal verarbeitet werden. Leser und Leserinnen sollten sich jedoch ganz auf den Inhalt konzentrieren können.
„Therapeutic armamentarium“ ist Gedöns. „Treatments available“ ist einfach. Und „methodological novelty“ ist einfach eine neue Methode.
Viele Verben im Fachartikel – und am besten aktiv
Drücken Sie in Ihrem Fachartikel Tätigkeiten durch Verben aus, nicht durch Hauptwörter. Denn Verben machen das Manuskript lebendig. Schreiben Sie also „increased“ statt „an increase occurred“ oder “the patient’s condition improved” statt “there was an improvement in the patient’s condition”.
Versuchen Sie dabei ein ausgewogenes Aktiv-Passiv-Verhältnis zu finden. Denn aktive Verben entsprechen unserer natürlichen Ausdrucksweise. Die Hauptwörterei in Kombination mit dem Passiv stammt dagegen aus der Beamtensprache. „Precipitation of DNA was achieved by the addition of EtOH.“
Hier ein Artikel zum Passiv: Entscheidungshilfe Aktiv vs. Passiv
Fazit der Tipps
Wenn Sie diese drei Tipps umsetzen, wird die Sprache in Ihrem Fachartikel sehr klar und prägnant werden – so klar, dass die Daten und Fakten deutlich hervortreten.
Dr. Stefan Lang
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