Dr. Stefan Lang am 19. Mai 2017
Diskussion – das Herzstück eines Originalartikels
Kategorie Schreib- und Publikationsprozess
Die Diskussion ist das Herzstück eines Originalartikels – denn hier können Sie zeigen, was Sie drauf haben, dass Sie in der Lage sind, wissenschaftlich zu arbeiten und zu denken, dass Sie die Literatur Ihres Fachgebietes kennen und dass Sie Ihre eigenen Results selbstkritisch hinterfragen können.
Die meisten Leser eines Originalartikels steigen bei einem interessanten Paper tief in die Materie ein und setzen sich intensiv mit der Diskussion auseinander – dem Herzstück des Papers.
Hier gibt es ein paar Dinge, die man als wissenschaftlicher Autor oder wissenschaftliche Autorin berücksichtigen sollte, um sowohl bei den Gutachtern als auch bei den Lesern einer biologischen oder medizinischen Fachzeitschrift besser anzukommen. Hier die wichtigsten Punkte vorab:
Darauf sollten Sie bei der Diskussion eines Originalartikels achten:
- Beachten Sie den gängigen dreiteiligen Aufbau und berücksichtigen Sie die Autorenhinweise.
- Zitieren Sie nicht nur unterstützende, sondern auch widersprechende Literatur.
- Diskutieren Sie die methodischen Einschränkungen Ihrer Arbeit.
- Vermeiden Sie Zahlen (Messergebbnisse, Rohdaten) in der Diskussion.
- Formulieren Sie eine knackige Take-Home-Message.
Aufbau der Diskussion im Originalartikel
Dreiteiliger Aufbau der Diskussion
In der Discussion wird so einiges verlangt. Grob gesagt sollte die Discussion im Originalartikel die folgenden drei Komponenten enthalten:
- Beantwortung der Forschungsfrage zu Beginn mit Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse
- Abgleich mit Literaturdaten und Diskussion der methodischen Einschränkungen (Limitations)
- Schlussfolgerung am Ende (Take-home-message)
Manchmal verlangt: Key-Findings
Manchmal verlangt ein Journal im Anschluss an die Diskussion weitere Textabschnitte. Lesen Sie in den Instructions to authors nach, was Ihr Journal verlangt. Das kann etwa eine knappe Zusammenfassung der wichtigsten Befunde in Bullet Points sein:
- Key Findings
- Clinical Relevance
- Advances in Knowledge
Immer verlangt: Formale Angaben
Außerdem werden im Anschluss an die Diskussion verschiedene formale Angaben verlangt:
- Acknowledgement
- Conflict of interest
- Contributions of authors
- Funding
Feinheiten der Diskussion
Literaturarbeit und Zitate
Der Vergleich der eigenen Ergebnisse mit Literaturdaten ist ein zentrales Element jeder guten Diskussion. Diese Literaturdaten sollten natürlich aktuell sein und unterstützende, aber auch widersprechende Publikationen beinhalten. Natürlich müssen beim Zitieren und bei der Gestaltung des Literaturverzeichnisses im Originalartikel die Vorgaben der Fachzeitschrift beachtet werden.
- unterstützende Literatur zitieren
- widersprechende Literatur zitieren und diskutieren
- Zitierstil beachten
Limitations
Gerade medizinische Fachzeitschriften verlangen oft, dass die Diskussion eines Originalartikels einen Abschnitt zu den methodischen Einschränkungen (Limitations) der Arbeit bzw. der Studie enthält.
Das heißt nicht, dass Sie die „Schwachpunkte“ Ihrer Arbeit dem Leser kommentarlos auflisten sollen. Erklären Sie stattdessen, warum Ihre Ergebnisse trotzdem aussagekräftig sind. So können Sie den Gutachtern der Fachzeitschrift den Wind aus den Segeln nehmen und mögliche Kritikpunkte vorwegnehmen:
- Another limitation of our study is the small sample size, which prohibits generalization of the results. However, disease X is very rare, and our study covers the largest number of cases to date …
Keine Zahlen in der Diskussion
In der Diskussion eines Originalartikels wiederholt man nicht einfach seine Daten. Zahlen und Messwerte haben in der Discussion nichts verloren. Beispiel aus einem biologischen Originalartikel:
- Not good: We found a 4.3-fold reduced cyclin D1 level at 6 h after PDGF-stimulation (p = 0.002). Wegner et al. also showed a decrease of cyclin D1 expression after 6 h of cytokine stimulation [31].
- Better: Consistent with our findings on cyclin D1 reduction, Wegner et al. [31] also reported decreased levels of cyclin D1 after 6 h of cytokine stimulation.
Take-home-message nicht vergessen
Im letzten Absatz der Diskussion findet man gewöhnlich die Schlussfolgerung des Originalartikels als komprimierte Take-home-message (in conclusion, to conclude etc.). Da das Ende der Diskussion eine sehr exponierte Stelle ist, fallen Fehler wie die folgenden sofort auf:
- wenn die Take-home-message fehlt: nichts Greifbares, das man sich merken kann.
- wenn die Take-home-message übertreibt: Bei „drug X can prevent Alzheimer´s disease“ wird man skeptisch – vor allem, wenn die Ergebnisse nur auf Tierversuchen beruhen.
- wenn die Take-home-message nur Allgemeinplätze verbreitet: „In conclusion, our results are promising.“ Hm, ziemlich langweilig, oder?
Fazit
Die Diskussion ist sicher der schwierigste Abschnitt eines Papers. Hierfür sollte man sich richtig viel Zeit nehmen.
Dr. Stefan Lang
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