Dr. Stefan Lang am 19. Mai 2017
Discussion – das Herzstück des Papers
Kategorie Schreib- und Publikationsprozess
Im „Paper-Protokoll“ habe ich es ungefähr so ausgedrückt: Die Diskussion ist das Herzstück Ihres Papers – denn hier können Sie zeigen, was Sie drauf haben, dass Sie in der Lage sind, wissenschaftlich zu arbeiten und zu denken.
Die meisten Leser eines Originalartikels steigen bei einem interessanten Paper tief in die Materie ein und setzen sich intensiv mit der Discussion auseinander – dem Herzstück des Papers.
Hier gibt es ein paar Dinge, die man als wissenschaftlicher Autor / als wissenschaftliche Autorin unbedingt berücksichtigen sollte, um sowohl bei den Gutachtern als auch bei den Lesern einer biologischen oder medizinischen Fachzeitschrift besser anzukommen.
Aufbau der Diskussion im Research Paper
Essentielle Komponenten

In der Discussion wird so einiges verlangt. Grob gesagt sollte die Discussion im Research Paper die folgenden Komponenten enthalten:
- Beantwortung der Forschungsfrage zu Beginn
- Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse
- Abgleich mit Literaturdaten
- Diskussion der methodischen Einschränkungen (Limitations)
- Schlussfolgerung am Ende (Take-home)
Zusätzliche Abschnitte nach der Discussion
Verlangt das Journal im Anschluss an die Diskussion weitere Textabschnitte wie etwa eine zusätzliche, knappe Zusammenfassung der wichtigsten Befunde, dann sollte man auch das berücksichtigen. Gerade bei einer medizinischen Fachzeitschrift ist das oft so.
Lesen Sie also in den Instructions to authors nach, was Ihr Journal für die Discussion verlangt:
- Key Findings
- Clinical Relevance
- Advances in Knowledge
Daneben werde im Anschluss an die Diskussion im Research Paper verschiedene formale Angaben verlangt:
- Acknowledgement
- Conflict of interest
- Contributions of authors
- Funding
Feinheiten der Diskussion
Literaturarbeit und Zitate
Der Vergleich der eigenen Ergebnisse mit Literaturdaten ist ein zentrales Element jeder guten Diskussion. Diese Literaturdaten sollten natürlich aktuell sein und unterstützende, aber auch widersprechende Publikationen beinhalten – ein schlechter Stil und auch ein Grund zur sofortigen Rejection des Papers ist übrigens, wenn ein Autor nur die ihm genehmen Publikationen zitiert und die anderen verschweigt.
Natürlich müssen beim Zitieren und bei der Gestaltung des Literaturverzeichnisses im Research Paper die Vorgaben der Fachzeitschrift beachtet werden.
- unterstützende Literatur zitieren
- widersprechende Literatur zitieren und diskutieren
- Zitierstil beachten
Eigene Results in der Diskussion
In der Discussion eines Originalartikels sollte man dem Leser seine Argumentationskette vor Augen führen. Man nennt und diskutiertet also seine Results mit den entsprechenden Schlussfolgerungen.
Wichtig: Man wiederholt hier nicht einfach seine Daten. Zahlen und Messwerte haben in der Discussion nichts verloren. Beispiel aus einem biologischen Paper:
- Not good: We found a 4.3-fold reduced cyclin D1 level at 6 h after PDGF-stimulation (p = 0.002). Wegner et al. also showed a decrease of cyclin D1 expression after 6 h of cytokine stimulation [31].
- Better: Consistent with our findings on cyclin D1 reduction, Wegner et al. [31] also reported decreased levels of cyclin D1 after 6 h of cytokine stimulation.
Limitations
Viele biologische und medizinische Fachzeitschriften verlangen explizit, dass die Discussion eines Originalartikels einen Abschnitt zu den methodischen Einschränkungen (Limitations) der Arbeit bzw. der Studie enthält. Andere Journals verlangen dies nicht ausdrücklich.
Ich finde: In jedem Fall sollten Sie die Methodik der eigenen Arbeit kritisch betrachten. Das heißt jedoch nicht, dass Sie die methodischen „Schwachpunkte“ Ihrer Arbeit dem Leser kommentarlos vor den Latz knallen dürfen.
Im Gegenteil: Wenn man die Limitationen diskutiert, sollte man erklären, warum die eigenen Ergebnisse trotzdem aussagekräftig sind. So kann man den Kritikern bzw. den Gutachtern der Fachzeitschrift den Wind aus den Segeln nehmen und mögliche Kritikpunkte vorwegnehmen. Beispiel aus einem medizinischen Paper:
- Another limitation of our study is the small sample size, which prohibits generalization of the results. However, disease X is very rare, and our study covers the largest number of cases to date …
Take-home-message nicht vergessen
Im letzten Absatz der Diskussion findet man gewöhnlich die Schlussfolgerung des Papers als komprimierte Take-home-message (in conclusion, to conclude etc.). Da das Ende der Diskussion eine sehr exponierte Stelle des Papers ist, fallen Fehler hier sofort auf.
Häufige Fehler in der Diskussion von biologischen und medizinischen Originalartikeln sind:
- wenn die Take-home-message fehlt: nichts Greifbares, das man sich merken kann.
- wenn die Take-home-message übertreibt: Bei „drug X can prevent Alzheimer´s disease“ wird man skeptisch – vor allem, wenn die Ergebnisse nur auf Tierversuchen beruhen.
- wenn die Take-home-message nur Allgemeinplätze verbreitet: „In conclusion, our results are promising.“ Hm, ziemlich langweilig, oder?

Fazit
Die Diskussion ist wohl der schwierigste Abschnitt eines Papers. Hierfür sollte man sich richtig viel Zeit nehmen.