Dr. Stefan Lang am 23. Juni 2017

Klinische Studien: Population, Sample, Dropouts


Kategorie Statistik

Wichtige Fragen bei einer klinischen Studie: Was war die Ziel-, was war die Studienpopulation? Was waren die Einschluss- und Ausschlusskriterien und worin unterscheiden sich ‚Dropouts‘ von ‚Losses to follow-up‘?

Klinische Studie: Target population

In der klinischen Forschung (klinische Studie) arbeitet man mit einer Gruppe von Personen, die eine deutlich größere Gruppe repräsentieren – nämlich die Zielpopulation (target population). Eine Zielpopulation sind zum Beispiel alle Patienten, die an Akne leiden, 15-35 Jahre alt sind und in Deutschland leben.

Im Paper schreibt man z.B.:

  • target population

Klinische Studie: Study population und Sample

Es wäre unmöglich eine Studie mit dieser gesamten Zielpopulation durchzuführen. Daher beschränkt sich die klinische Forschung auf die Studienpopulation, die die Zielpopulation bestmöglich repräsentieren soll (study population), also etwa Patienten, die sich im Jahr 2016 in einer bestimmten Hautklinik wegen Akne vorgestellt haben.

Oft kann auch von dieser Studienpopulation nur eine kleine Probe tatsächlich untersucht werden (sample). Daher ist es wichtig, Methoden anzuwenden, die eine größtmögliche Repräsentativität ermöglichen. Die Auswahl der möglichen Studienteilnehmer sollte immer zufällig und niemals systematisch erfolgen.

Im Paper schreibt man z.B.:

  • study population
  • sample

Klinische Studie: Inclusion & exclusion

Sobald man sich überlegt hat, aus welchem größeren Personenkreis sich die Studienpopulation rekrutieren soll, möchte man die Charakteristika der einzelnen Patienten eingrenzen, um möglichst homogene Studiengruppen untersuchen zu können.

Schreiben und Publizieren: Patienten-Flow in der klinischen StudieDies erreicht man, indem man für seine Studie die sogenannten Einschluss und Ausschlusskriterien anwendet.

Einschlusskriterien (inclusion criteria) beinhalten typischerweise das Alter und andere demografischen Charakteristika sowie die diagnostischen Kriterien für eine bestimmte Erkrankung.

Manchmal werden Personen zunächst gescreent, um festzustellen, ob sie an einer bestimmten Erkrankung leiden (screened). Auf diese werden dann genauere diagnostische Kriterien als Einschlusskriterium angewandt.

Ausschlusskriterien (exclusion criteria) regeln dagegen, welche Patienten von der Teilnahme ausgeschlossen werden, obwohl sie in der Ausgangsstichprobe waren und die Einschlusskriterien erfüllten. Gründe können zum Beispiel bestimmte Komorbiditäten sein.

Klinische Studie: Informed consent & refusals

Eine entscheidende Voraussetzung, dass Patienten an einer Studie teilnehmen können, ist die dokumentierte Einverständniserklärung des Patienten. Es muss eine Einwilligung nach erfolgter Aufklärung vorliegen (informed consent). Refusals sind die Patienten, die eine Studienteilnahme ablehnen.

Teilnehmer, die schließlich mit der Studie beginnen, werden oft randomisiert auf zwei oder mehr Behandlungsarme verteilt (Randomization: Group1 & Group 2).

Klinische Studie: Dropouts

Manche Patienten erklären sich zwar bereit, an der Studie teilzunehmen, brechen diese aber vorzeitig ab: Dropouts. Die Gründe eines Studienabbruchs sind vielfältig: Wegfall eines Einschluss- bzw. Auftreten eines Ausschlusskriteriums, Nebenwirkungen, die eine weitere Behandlung unmöglich machen, Auftreten einer Begleiterkrankungen, Umzug des Teilnehmers etc.

Klinische Studie: Losses to follow-up

Losses to follow-up sind Patienten einer Studie, zu denen keine vollständigen Datensätze erhoben werden konnten. Oft sind das Personen, die zwar an einer frühen Studienphase teilgenommen haben, aber zu späteren Untersuchungsterminen nicht mehr erschienen sind.

Die Losses to Follow-Up entsprechen also nur manchmal den Dropouts. Ist eine dieser Gruppen im Vergleich zur gesamten Studienpopulation sehr groß, führt dies unweigerlich zu Verzerrungen.

Im Paper schreibt man z.B.:

  • losses to follow-up

Klinische Studie: Analyzed

Am Ende ist natürlich die Zahl der Teilnehmer, die eine Studie vollständig durchliefen (analyzed), sehr viel kleiner als die Ausgangspopulation.

Eine weitere Einschränkung: Nicht alle Teilnehmer verhalten sich so, wie es in dem Prüfplan vorgesehen ist. Daher unterscheidet man bei der Analyse zwischen der per-protocol und der intention-to-treat Analyse.

Per-protocol: Es werden nur die berücksichtigt, die nicht vom Prüfprotokoll abwichen; Intenion-to-treat: Es werden alle berücksichtigt. Mehr dazu habe ich in einem separaten Beitrag beschrieben: Per-Protocol und Intention-to-treat.

  • analyzed
  • per-protocol
  • intention-to-treat

Publikation von Studienergebnissen

Wichtig ist natürlich, die richtigen Begriffe zu wählen, wenn es an die  Publikation der Studie geht.

  • Charakterisierung der Studienpopulation (Methods)
  • Einschluss und Ausschlusskriterien (Methods)
  • Flussdiagramm mit den Zahlen der gescreenten, rekrutierten, ausgeschlossenen und randomisiert verteilten Teilnehmern (Results)
  • informed consent nicht vergessen (Results)
  • Analysemethode nennen – per protocol oder intention-to-treat? (Results)