Dr. Stefan Lang am 27. Juni 2017

Rohdaten, Proportion, Inzidenz, Prävalenz


Kategorie Statistik

Klar, man kann auch Rohdaten in seinem Paper oder seiner Doktorarbeit publizieren: „638 User haben einen Blogbeitrag über die Aufzucht von Shitake-Pilzen geliket. Gesehen haben ihn 1.914.“ Zu wenig aussagekräftig? Ganz bestimmt.

Aussagekräftig: Proportion statt Rohdaten

Die reinen Rohdaten (raw data) sind im Paper oder in der Doktorarbeit recht farblos – eindrucksvoller ist es, im Ergebnis das Mengenverhältnis (proportion) auszudrücken: „1/3 der 1.914 Leser haben den Blogbeitrag über die Aufzucht von Shitake-Pilzen geliket.“

Beispiel aus einer Doktorarbeit

Besonders wichtig ist das bei Vergleichen: In einer Doktorarbeit, die ich neulich gelesen habe, stand, dass die Zahl der Pilzvergiftungen ein einem Untersuchungsgebiet von 170 auf 320 anstiegt. Das klingt schlimm.

Ist aber relativ! Denn im gleichen Zeitraum waren sehr viele Leute in das Untersuchungsgebiet gezogen – und die proportion ist letztlich nur von 29 pro 100.000 auf 30 pro 100.000 Einwohner gestiegen.

Rate pro Jahr — Inzidenz

Bei einer Rate (rate) kommt der Zeitfaktor dazu. Ein bekanntes Beispiel aus einem medizinischen Paper oder einer medizinischen Doktorarbeit ist die Inzidenz (incidence): Zahl der Neuerkrankungen pro z. B. 100.000 Personen pro Jahr.

Die Inzidenz der Lyme-Borreliose wird beträgt zwischen 25 und 150 Fällen pro 100.000 Einwohner.

Proportion zu Zeitpunkt X – Prävalenz

Klar zu unterscheiden ist dies von der Prävalenz (prevalence), die eigentlich keine rate, sondern eher eine proportion ist: Die Prävalenz ist die Zahl der Krankheitsfälle in einer bestimmten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dies beinhaltet Neuerkrankungen wie Altfälle. Gerade bei chronischen und nicht-lebensbedrohlichen Erkrankungen ist die Prävalenz viel größer als die Inzidenz.

Die Prävalenz der Niereninsuffizienz betrug bei den aufgenommenen Patienten 63,1 %.

point & period prevalence

Gelegentlich liest man von der point prevalence und der period prevalence:

  • Point prevalence: Hier wird die Prävalenz zu einem ganz bestimmten Termin (census date) erhoben.
  • Period prevalence: Das ist die Zahl der Krankheitsfälle (neu & alt) in einer bestimmten Population während eines Monats oder Jahres (oder eines anderen Zeitraums).
Inzidenz und Prävalenz in wissenschaftlichen Originalartikeln.

Fazit

  • Meist ist es nicht ausreichend, nur Rohdaten zu nennen. In einer Doktorarbeit oder in einem Paper ist die Nennung der proportions den raw data klar vorzuziehen.
  • Rate und Anteil und entsprechend Inzidenz und Prävalenz sind klar zu unterscheiden.