Dr. Stefan Lang am 27. Juni 2017

Statistik in der Dissertation: Inzidenz und Prävalenz


Kategorie Statistik

Für eine medizinische Dissertation sind die Rohdaten zu wenig aussagekräftig. Zahlen müssen immer ins Verhältnis gesetzt werden, also zum Beispiel Fälle pro 100.000 Einwohner und Jahr oder Zahl der Fälle in einer bestimmten Population: Inzidenz und Prävelanz.

Wenn die Zahl der Pilzvergiftungen ein einem Untersuchungsgebiet von 170 auf 320 angestiegen ist, klingt das schlimm. Es ist aber relativ, wenn im gleichen Zeitraum sehr viele Leute in das Untersuchungsgebiet gezogen sind – und die Zahl im Verhältnis nur von 29 pro 100.000 auf 30 pro 100.000 Einwohner gestiegen ist.

Inzidenz: Rate pro Jahr

Bei der Inzidenz kommt zu der Zahl der Fälle pro Einwohner noch der Zeitfaktor dazu („Erkrankungsrate“). Oft wird in einer medizinischen Dissertation die Inzidenz angegeben:

  • Zahl der Neuerkrankungen pro z. B. 100.000 Personen pro Jahr.
  • Die Inzidenz der Lyme-Borreliose wird beträgt zwischen 25 und 150 Fällen pro 100.000 Einwohner.

Prävalenz: Proportion zum Zeitpunkt X

Klar zu unterscheiden ist dies von der Prävalenz, die keine „Erkrankungsrate“, sondern eher eine Proportion oder ein Anteil ist: Die Prävalenz ist die Zahl der Krankheitsfälle in einer bestimmten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dies beinhaltet Neuerkrankungen wie Altfälle. Gerade bei chronischen und nicht-lebensbedrohlichen Erkrankungen ist die Prävalenz viel größer als die Inzidenz.

  • Zahl der Krankheitsfälle in einer bestimmten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt
  • Die Prävalenz der Niereninsuffizienz betrug bei den aufgenommenen Patienten 63,1 %.

point & period prevalence

Gelegentlich liest man in einem Originalartikel auch von der point prevalence und der period prevalence:

  • Point prevalence: Hier wird die Prävalenz zu einem ganz bestimmten Termin (census date) erhoben.
  • Period prevalence: Das ist die Zahl der Krankheitsfälle (neu & alt) in einer bestimmten Population während eines Monats oder Jahres (oder eines anderen Zeitraums).
Inzidenz und Prävalenz in der medizinischen Dissertation

Fazit

Meist ist es nicht ausreichend, nur Rohdaten zu nennen. In einer Dissertation sollte man die Erkrankungsrate oder den Anteil der Fälle an einem bestimmten Kollektiv nennen, also Inzidenz oder Prävalenz.