Dr. Stefan Lang am 01. August 2017

Power-Analyse in klinischen Studien


Kategorie Statistik

Was passiert eigentlich, wenn eine medizinische Behandlung einen tatsächlichen Effekt hat, aber Ihre Daten keine statistische Signifikanz erreichen? Dann kommt die Frage ins Spiel, wie oft Sie das Experiment wiederholen müssten, damit ein bestimmter Anteil der Ergebnisse statistisch signifikant ist. Was hier also relevant wird, ist die Sache mit der ‚Power‘.

Die Power (Teststärke) sollte für eine klinische Studie berechnet werden.

Eine Power-Analyse zeigt, mit welcher Chance in einer klinischen Studie ein Behandlungseffekt tatsächlich nachgewiesen werden kann. Laut Definition ist die Teststärke (Power) die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Signifikanztest zugunsten der Nullhypothese entscheidet.

Mal angenommen die Nullhypothese ist nicht wahr, dann ist die Power der Anteil der Experimente, der zu einem statistisch signifikanten Ergebnis führt (zu den Begriffen: Hazra A, Gogtay N. Overview of Hypothesis Testing. Indian J Dermatol. 2016 Mar-Apr;61(2):137-45 [PubMed-Link]).

Im Kern geht es also um die Frage: Hat meine Studie genügend Power, um signifikante Ergebnisse hervorbringen zu können?

Statistik Faktoren der Power-Analyse an einem einfachen Beispiel erklärt

O. k. – das klingt sehr kompliziert. Aber im Scientific Writing wollen wir die Power nicht berechnen, wir wollen sie verstehen. Das gelingt am besten mit einer kleinen Analogie: Einmal angenommen, Sie möchte mit einem Bekannten an Ihrem Motorrad schrauben. Während der Arbeit fehlt ein Werkzeug. Sie schicken also Ihren Bekannten in die Werkstatt, um es zu holen. Nach wenigen Minuten kommt er zurück und sagt: „Es ist nicht da.“

  • Nullhypothese: Ihr Bekannter sagt „Es ist nicht da.“ Sind Sie sicher, dass er recht hat? Nein, sicher können Sie nicht sein, aber wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass er es hätte finden müssen? Diese Wahrscheinlichkeit hängt von drei Faktoren ab:
  • Sample: Wie lange hat er gesucht? Wenn man richtig lange sucht, ist die Wahrscheinlichkeit größer, etwas zu finden. Das ist eine Analogie zum Stichprobenumfang. Je größer der Stichprobenumfang, desto größer die Power.
  • Difference: Wie groß ist das Werkzeug? Hat es die Größe eines Vorschlaghammers oder die einer Stecknadel? Hier geht es also um die Effektstärke. Die Power ist bei starken Effekten natürlich größer als bei schwachen.
  • Scatter: Haben Sie Ihre Werkstatt aufgeräumt? Wenn Ihre Werkstatt eher ein Saustall ist, wird sich Ihr Bekannter schwertun, das Werkzeug zu entdecken. Das wiederum ist nun eine Analogie zur Standardabweichung. Ist sie sehr klein, ist die Power größer.

Statistik: Davon hängt die Power einer klinischen Studie ab

EIn klinischen Studien hängt die Power also von diesen drei Dingen ab: Stichprobenumfang, Effektstärke, Streuung.

Aber wie groß sollte die Power einer klinischen Studie sein? Beträgt die Power eines Studiendesigns nur 50%, dann wird jede zweite klinische Studie mit diesem Design zu keinem signifikanten Ergebnis führen. Eine Power von ≥80% sollte man daher schon anstreben. Bei großen Phase III Studien sind es 80% bis 95%.

Statistik: Die Faktoren der Power-Analyse für klinische Studien sind der Stichprobenumfang, die Effektstärke und die Streuung.

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Dr. Stefan Lang

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