Dr. Stefan Lang am 17. August 2017

Die richtige Fachzeitschrift für meinen wissenschaftlichen Artikel


Kategorie Schreib- und Publikationsprozess

Keine einfache Sache beim Veröffentlichen wissenschaftlicher Artikel – die Wahl der richtigen Fachzeitschrift. Man sollte sich weder auf sein Bauchgefühl noch auschließlich auf die Meinung seiner Kollegen verlassen. Besser ist es, analytisch vorgehen – hier ein paar wichtige Aspekte, die es zu bedenken gilt.

Die Studie abgeschlossen, alle Experimente erfolgreich – aber welche Fachzeitschrift ist denn nun die richtige für mein Forschungsprojekt, für meinen Fachartikel (Paper)? Für die richtige Wahl benötigen wir objektive Kriterien. Lernen Sie hier die zentralen Kriterien kennen – und treffen Sie eine fundierte Entscheidung.

Ein mögliches Vorgehen zur Wahl einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift für die eigene Publikation:

  • [1] Legen Sie sich einen Pool an infragekommenden Journals an (‚Journal-Estimator‘).
  • [2] Überprüfen Sie die Ausrichtung der Journals, wählen Sie zwischen breitaufgestellten und hochspezialisierten Journals.
  • [3] Vergleichen Sie den Impact factor (oder andere Scores).
  • [4] Recherchieren Sie Rejection-rate und Begutachtungsdauer.
  • [5] Vergleichen Sie in den Autorenhinweisen die formalen Anforderungen.

[1] Pool an möglichen Fachzeitschriften

Entscheidungsbaum, um die richtige Fachzeitschrift für seine wissenschaftliche Publikation zu wählen.

Erster Schritt: Suchen Sie nach Fachzeitschriften, in denen thematisch ähnliche Paper bereits publiziert wurden. Im Web finden Sie kostenfreie ‚Journal Estimators‘, bei denen Sie den Abstract und Key-Words eingeben können.

Meistens erhält man von einem solchen Journal-Estimator eine Liste von gut 20 Fachzeitschriften. Schränken Sie dann die Liste auf die Fachzeitschriften ein, die bei Pubmed gelistet sind. So stellen Sie sicher, dass Ihr Pool nur hochwertige Fachzeitschriften enthält.

[2] Ausrichtung

Informieren Sie sich im zweiten Schritt auf der Webseite des Journals über dessen Ausrichtung. Manche Fachzeitschriften konzentrieren sich auf klinische, angewandte Forschung oder aber grundlagenorientierte Arbeiten. Manche sind eher breit aufgestellt oder beschäftigen sich eher mit einem begrenzten Indikationsspektrum.

Etablierte und breit aufgestellte Fachzeitschriften haben eine hohe Auflage und erreichen ein großes Publikum. Bei thematisch hochspezialisierten Fachzeitschriften sind dagegen die Publikationschancen besser, da die Zahl der eingereichten Manuskripte in der Regel geringer ist. Achten Sie bei sehr jungen und hochspezialisierten Journals jedoch auf diese zwei Dinge: Wählen Sie in jedem Fall ein internationales Journal und überprüfen Sie, dass die Mitglieder des Editorial Boards wenigstens zum Teil noch aktive Wissenschaftler sind.

Wer eine größtmögliche Verbreitung seiner Daten anstrebt, wird sich wahrscheinlich für ein Open Access Journal interessieren. Informieren Sie sich in diesem Fall zu den Konditionen bzw. zu den Kosten einer Opern Access Publikation. [Erklärung Open Access; BMBF-Link]

[3] Renommee & Impact factor

Auch das Renommee der Fachzeitschrift ist wichtig (dritter Schritt). Der berühmte Impact Factor allein ist vielleicht kein Maß für die wissenschaftliche Qualität, da er nur zeigt, wie oft ein Journal in den letzten Jahren zitiert wurde. Aus diesem Grund wurden andere Scores eingeführt (H-Index; Median h score).

Dennoch ist der Impact Factoreine einfache und schnelle Möglichkeit, Fachjournale zu vergleichen (Journal-Liste und IF).

[4] Dauer bis zur Publikation: Rejection rate & Review process

Im vierten Schritt folgt eine entscheidende Frage: Wie hoch ist die Ablehnungsquote der Fachzeitschrift? Eine sehr hohe Ablehnungsquote bedeutet, dass Sie viel Zeit benötigen werden, bis Sie Ihr Artikel publiziert ist. Andererseits korrelliert eine hohe Rejection Rate mit einem besseren Impact Factor.

Eine geringe Ablehnungsquote kann bedeuten, dass das Journal noch sehr jung ist. Dann geht es bedeutend schneller. Doch Vorsicht, wenn man Ihnen noch vor dem Review-Prozess die Veröffentlichung in Aussicht stellt und gleichzeit Geld von Ihnen verlangt.

Eine weitere Frage: Wie lange dauert der Begutachtungsprozess? Je kürzer desto besser, klar. Manche Fachzeitschriften geben auf ihrer Homepage einen Durchschnittswert an, an dem man sich bei der Auswahl orientieren kann.

[5] Formale Anforderungen bei der Wahl der Fachzeitschrift

In einigen Fachzeitschriften ist der Umfang der Originalartikel und Reviews stark reglementiert. Während einige Fachzeitschriften für Originalartikel 4.500 Wörter oder mehr erlauben, ist bei anderen Fachzeitschriften der Umfang deutlich geringer. Auch dies kann ein Kriterium sein, wenn man ein sehr komplexes Forschungsgebiet bearbeitet hat und seine Daten nicht unbedingt im Supplement versenken möchte.

Eine weitere Frage ist für die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen interressant, die in einem hoch kompetitiven Umfeld arbeiten: Ist der Review-Prozess verblindet? Bei manchen Journalen kennen weder die Herausgeber noch ihre Gutachter Ihre Identität, bei anderen sind Sie nur für die Gutachter anonym.

Journalwahl: Fazit

Diese einzelnen Aspekte müssen Sie nun gewichten und priorisieren und sich vielleicht einen Entscheidungsbaum erstellen, der Ihnen bei der Wahl des richtigen Fachjournals hilft.