Dr. Stefan Lang am 30. April 2020

Wissenschaftliche Arbeiten publizieren: keine Zeit zu verlieren


Kategorie Schreib- und Publikationsprozess

Publikationen sind die Währung, nach der sich der Erfolg einer Wissenschaftlerin oder eines Wissenschaftlers bemisst. Ganz gleich also, ob man sich auf eine neue Stelle bewerben möchte oder Forschungsmittel beantragen will – man muss wissenschaftliche Arbeiten publizieren. Und zwar viele und schnell.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben keine Zeit zu verlieren. Das Paper muss raus, möglichst schnell, um auch bald publiziert werden zu können. Doch in der Praxis gibt es zahlreiche „Bremsen“, die den Publikationsprozess sehr stark verlangsamen können.

Wie man es besser macht und Zeit spart beim Publizieren – voila, 3 Tipps zum schnelleren Publizieren von wissenschaftlichen Arbeiten.

Tipp 1: Das Publizieren beginnt im Labor

Die Frage, ob es in diesem Jahr noch klappt mit dem Paper, entscheidet sich meist schon bei der Versuchsplanung. Ohne intensive Planung werden womöglich wichtige Kontrollen vergessen, die man für eine wissenschaftliche Publikation dringend bräuchte. Dann heißt es: Zurück ins Labor und das Experiment wiederholen. Das kostet Zeit.

Gleiches gilt für Abbildungen: Einen schmierigen Western-blot mit unscharfen Banden kann man vielleicht in sein Laborbuch kleben – nur blöd, wenn man den Blot dann später wiederholen muss, um seine wissenschaftliche Arbeit publizieren zu können. Dann reicht vielleicht das Probenmaterial nicht mehr aus und man muss das Experiment komplett neu machen. Wochen vergehen. Deshalb: Keine „quick & dirty“ Experimente mehr, sondern jeden Versuch so durchführen, als wüsste man schon, dass man ihn später fürs Paper braucht.

Bevor man zum nächsten Experiment übergeht, sollte man immer direkt seine Daten auswerten, Mittelwerte, Standardabweichung und Signifikanzniveau berechnen und zum Beispiel ein Diagramm generieren. Dann sieht man sofort, ob man die Ergebnisse für sein Paper gebrauchen und direkt publizieren kann.

Versuche gut planen, professionell durchführen und Daten direkt auswerten spart unheimlich viel Zeit.

Tipp 2: Gutes Scientific Writing ist kein „Nice-to-have“

Eingereichte Manuskripte sollten natürlich fehlerfrei sein. Wenn Sie gegen die Instructions to authors verstoßen, wird Ihr Paper direkt abgelehnt und Sie müssen sich wieder hinten anstellen. Unnötiger Zeitverlust, wenn man wissenschaftliche Arbeiten publizieren möchte.

Den Gutachtern eines Fachjournals genügt es jedoch nicht, wenn ein Paper fehlerfrei und formal korrekt geschrieben ist. Sie wollen verständliche Manuskripte mit eindeutigen Aussagen, logisch strukturiert und übersichtlich gegliedert. Das vermindert das Risiko einer Rejection. Gutes Scientific Writing ist also kein „Nice-to-have“, sondern spart viel Zeit.

Übrigens: Alle frühen Textentwürfe wie Konzept (bzw. Abstract), Gliederung und Figure Legends gleich auf Englisch schreiben. Eine nachträgliche Übersetzung ist ein vermeidbarer Mehraufwand.

Beim wissenschaftlichen Schreiben genauso gewissenhaft vorgehen wie beim wissenschaftlichen Arbeiten!

Tipp 3: Das richtige Journal für Ihre wissenschaftliche Arbeit

Natürlich kann man es einfach mal bei einem High Impact Journal probieren – wenn man die Zeit für einen langen Begutachtungsprozess hat (wobei sich das natürlich lohnen kann, karrieretechnisch). Schneller geht es meist bei Mittelklasse-Journals.

Aber ganz gleich, ob high impact oder Mittelklasse – der Blick auf die Journal-Homepage lohnt sich. Unter „Scope“ findet man, auf welche Art von Papern das Journal steht – grundlagenorientiert oder klinisch, vielleicht sogar indikationsspezifisch. Wählen Sie also ein Journal, das zu Ihrem Projekt passt. So vermeiden Sie eine vermeidbare Rejection und sparen unter Umständen viel Zeit.

Außerdem: Journals sind keine Blackbox und auch keine Geheimbehörde – man kann mit ihnen kommunizieren. Zum Beispiel mit einer pre-submission Anfrage, ob an dem Thema des Manuskripts Interesse besteht (manche Journals verlangen übrigens ausdrücklich eine pre-submission inquiry).

Die Arbeit am Paper endet nicht mit dem Word-Manuskript und den Abbildungsdateien – auch bei der Wahl des Journals kann man nicht vorsichtig genug sein.

Fazit

Je gewissenhafter man diese drei Tipps umsetzt, desto mehr Zeit lässt sich beim wissenschaftlichen Publizieren einsparen. Andererseits: Es dauert eben alles seine Zeit. Das bedeutet: Nicht trödeln, aber mit fokussierter Gelassenheit an die Sache rangehen.

Mehr Tipps zum wissenschaftlichen Schreiben und Publizieren gibt es hier im Blog und natürlich in meinen Schreibratgebern.

Dr. Stefan Lang

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