Dr. Stefan Lang am 15. September 2020
Verständlich schreiben in der Medizin: sieben Tipps
Kategorie Kampagne für Verständlichkeit
In diesem Blog habe ich schon viele Tipps genannt, die helfen, sich in der Medizin verständlich auszudrücken. Zeit für eine kleine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte – das ‚Must-have‘ der Verständlichkeit.
Es gibt diesen blöden Mythos, dem immer noch manche Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen anhängen: „Wissenschaftstexte sind immer irgendwie unverständlich. Wenn ich also einen Wissenschaftstext schreiben muss, versuche ich mich möglichst unverständlich auszudrücken.“
Wer diesem Mythos verfallen ist, ist verloren und möge bitte jetzt wegklicken. Wer die Verständlichkeit in seinem Paper oder seiner Doktorarbeit optimieren möchte, lese bitte die folgenden sieben Tipps.
Tipp 1: Je einfacher, desto besser die Verständlichkeit
Einfache Worte (abgesehen von den notwendigen Fachbegriffen) und kurze Sätze im Paper, in der Doktorarbeit oder im Forschungsantrag – es ist oft erstaunlich, wie klar Wissenschaftstexte sein können (im Blog: einfach).
Tipp 2: Je kürzer, desto verständlicher
Alles, was nichts unmittelbar zum Inhalt eines Papers oder einer Doktorarbeit, beiträgt, kann aus dem Manuskript getrost gestrichen werden. Sätze, die mehr als 30 Wörter enthalten, sollte man genau prüfen und eventuell kürzen (im Blog: kurz). Und wenn man die Wahl hat zwischen einem kurzen und einem langen Wort gleicher Bedeutung, sollte man sich für die kürzere Variante entscheiden.
Tipp 3: Fall mit der Tür ins Haus
Jeder Leser möchte möglichst bald erfahren, worum es geht. Daher keine langen Vorreden und gleich zur Sache kommen: Um welche Indikation geht es? Warum ist es wichtig, sich damit zu beschäftigen?
Tipp 4: Der Leser möchte etwas mitnehmen
Verpack Deine wichtigsten Erkenntnisse in ein bis drei kleine Päckchen. Lege diese Päckchen als Conclusion am Ende Deines Wissenschaftstextes für den Leser bereit – er wird sie dankbar mitnehmen (im Blog: praktisch).
Tipp 5: Hör auf, auf den Putz zu hauen
Klar, Du machst tolle Forschung, aber sollte man das nicht an Deinen Daten erkennen? Erkläre Deine Daten anschaulich und interpretiere sie gewissenhaft. Aber nenne sie nicht ständig „interesting, striking, novel, exciting“ oder „bahnbrechend, wegweisend oder überaschend“ (im Blog: novel).
Tipp 6: Du schreibst für Leser, nicht Fachidioten
Es gibt keinen Grund, einen Teil der Leserschaft durch einen allzu fachspezifischen Jargon abzuschrecken und zu vergraulen. Sei nett zu Deinen Lesern, auch zu denen, die sich mit anderen Themen und Fachgebieten beschäftigen (im Blog: Jargon).
Tipp 7: Der Leser hat immer recht
Wenn der Reviewer Deines Papers oder der Gutachter Deiner Doktorarbeit etwas nicht versteht, dann ist er oder sie noch lange kein „blöd“. Denn vielleicht lag es an Deinem Text (im Blog: Leser).