Dr. Stefan Lang am 22. Januar 2021
Vom Laborbuch zum wissenschaftlichen Fachartikel
Kategorie Schreib- und Publikationsprozess
Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen Monat für Monat im Labor und eines Tages klappen sie ihr Laborbuch zu, setzen sich an den Computer und beginnen einen wissenschaftlichen Fachartikel zu schreiben. Natürlich schlagen sie dabei immer wieder im Laborbuch etwas nach, aber sollte man nicht die Arbeit am Fachartikel bereits im Laborbuch beginnen?
Im Sinne einer effektiveren Arbeitsweise sollte man bereits bei seinen Einträgen ins Laborbuch an seinen späteren wissenschaftlichen Fachartikel, an seine Publikation denken. Wenn man die folgenden Punkte bereits im Laborbuch berücksichtigt, tut man sich beim Paper-Schreiben sehr viel leichter:
Die Methodik im Fachartikel festhalten
Zum jedem Experiment gehört die entsprechende Methodik. Um diese in seinem Fachartikel wirklich 100% präzise erläutern zu können, muss man im Laborbuch alles, also wirklich alles festhalten.
Das bedeutet: Auch Methoden, die man routinemäßig schon 100-mal durchgeführt hat, beschreiben und vor allem jede noch so kleine Abweichung vom Standardprotokoll notieren.
Die Ergebnisse im wissenschaftlichen Paper
Jedes Experiment und damit jedes Ergebnis im Fachartikel beginnt immer mit einer präzisen Fragestellung oder Zielsetzung. Aufschreiben! Und zwar bereits vor dem Versuch und direkt ins Laborbuch, damit man sich bereits beim Experimentieren klar ist, was man konkret zeigen möchte.

Ebenfalls wichtig: Im Laborbuch sollten nicht nur Daten, also Einzelwerte und Messergebnisse dokumentiert werden. Man sollte auch gleich dazu schreiben, was die Daten bedeuten. Man sollte also gleich ein „Ergebnis“ formulieren.
Das alles, die Fragestellung, die Daten und die Schlussfolgerung (das Ergebnis) kann man für sein späteres Paper gut gebrauchen.
Abbildungen und Tabellen
Hierzu hatte ich bereits einmal einen Blogbeitrag. Versuche sollte man (in seinem Laborbuch) bereits so planen, dass publikationsfähige Abbildungen entstehen. Also immer an die notwendigen Kontrollansätze denken! Wann schreibt man sein Paper?
Ich weiß, dass viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Labor gerne mal einen Schnellschuss machen, ein Quick-and-Dirty Experiment, um einfach mal zu sehen, ob etwas herauskommt. Später müssen diese Experimente dann wiederholt werden, um publikationsfähige Abbildungen generieren zu können. Und, guess what, diese Wiederholung klappt dann „aus Gründen“ irgendwie nicht mehr.
Versuche bei jedem Experiment publikationsfähige Abbildungen zu generieren!
Die Diskussion im wissenschaftlichen Fachartikel
Was war komisch bei einem Experiment, was hat nicht so gut geklappt? All diese Beobachtungen sollte man sich im Laborbuch notieren, um sie später im Paper oder in der Doktorarbeit diskutieren zu können.
Auch sollte man bei jedem Experiment auch gleich an die Literatur, all die gelesenen Originalartikel oder Reviews denken und sich die Frage beantworten: Wie passt mein Experiment ins Gesamtbild? Das ist wichtig für die spätere Diskussion.
Fazit
Viel Zeit lässt sich sparen, wenn man die Arbeitsschritte „Forschen & Laborbuch führen“ und „Paper schreiben & publizieren“ nicht so strikt voneinander trennt. So geht ein wissenschaftlicher Fachartikel viel schneller.