Dr. Stefan Lang am 09. November 2017
Gute Ergebnisse im Paper in Grund und Boden schreiben
Kategorie Kampagne für Verständlichkeit
Unterschiede nicht signifikant, ein Bruch in der Logik, die falsche Methode benutzt? Kann man daraus noch ein Paper machen, das akzeptiert, gelesen und zitiert wird? Eher nicht, denn „Schönschreiben“ ist nur etwas für Grundschüler. Doch umgekehrt geht´s. Lesen Sie, wie man aus guten Ergebnissen ein richtig schlechtes Paper macht.
Schlechte Daten schön schreiben? Klappt nicht!
Man kann sich beim wissenschaftlichen Schreiben eines Papers noch so sehr abmühen und stilistisch glänzen – aus ’schlechten‘, also nicht aussagekräftigen oder irrelevanten Daten werden niemals gute Ergebnisse.
Natürlich kann man diskutieren, warum ein Ergebnis so oder so ausgefallen ist und was die Daten bedeuten könnten. Und vielleicht sind auch die nicht-signifikanten Unterschiede interessant, auch wenn sie erst noch bestätigt werden müssen. Es ändert aber nichts: Die Daten, so wie sie sind, kann man nicht ‚schön‘ schreiben.
Gute Ergebnisse in Grund und Boden schreiben? Das geht!
Umgekehrt jedoch ist das sehr gut möglich, tolle Ergebnisse so schlecht oder langweilig zu beschreiben, dass keiner sie versteht oder lesen will. Wenn es das ist, was Sie wollen – hier, bitte sehr, finden Sie drei unfehlbare Methoden, Ihre Ergebnisse in Grund und Boden zu schreiben:
[1] Keine Fragestellung
Wer verhindern will, gelesen und zitiert zu werden, sollte zunächst eine eindeutige Fragestellung vermeiden. Nennen Sie im Ergebnisteil möglichst nur einzelne Hypothesen, die nichts miteinander zu tun haben. Und verwenden Sie Allgemeinplätze und Floskeln, die so garnichts bedeuten: „... soll diese Arbeit zu einem besseren Verständnis von XY beitragen.“
[2] Ausufernd und unverständlich
Der beste Weg, seine eigentlich guten Ergebnisse im Paper zu vernichten: Unverständlichkeit. Schreiben Sie so, als würden Sie nach Worten bezahlt werden: Verdoppeln Sie die Satzlänge. Schreiben Sie Absätze, die über eine gesamte Seite gehen. Kürzen Sie jeden Fachbegriff ab, auch wenn er nur einmal im Text erscheint. D.h. Beachten Sie bei der FG15-Analyse auf jeden Fall die R2D2-Wertigkeit der MLL23.1-Subpopulation.
[3] Präsentieren Sie nur Daten, keine Ergebnisse
Ein sicherer Weg, ein schlechtes Paper zu fabrizieren: Nennen Sie dem Leser am besten nur Rohdaten und hüten Sie sich davor, ihm zu erklären, was die Zahlen bedeuten – soll er sich´s doch selber überlegen. Abbildungen lassen Sie am besten weg. Wenn es unbedingt eine Grafik sein muss, dann benutzen Sie zumindest das Excel-Standarddesign. Tabellen sollten mindestens über eine Seite gehen.
Jetzt aber mal im Ernst
Das ist einer der Gründe, warum es sich lohnt, sich mit dem wissenschaftlichen Schreiben eingehend zu beschäftigen: Damit Sie aus Ihren guten Daten auch überzeugende Paper machen, die gelesen, verstanden und zitiert werden.
Daher auch diese Blog-Kategorie „Kampagne für Verständlichkeit“ – und darum auch „Das Paper-Protokoll„.