Dr. Stefan Lang am 15. Februar 2018
Typische Non-Native-Fehler im Medizin-Englisch
Kennt man die Grundregeln des Wissenschaftsenglisch und stimmt der Inhalt des Manuskripts, hat man beste Chancen, sein Paper erfolgreich zu publizieren.
Man muss also kein Muttersprachler (Native Speaker) sein, um ein gutes Medizin-Englisch schreiben zu können und ein gutes wissenschaftliches Paper zu publizieren. Doch manchmal gibt es Fehler, die Non-Natives gern übersehen. Neulich hatte ich den Auftrag, ein Research Paper zu überarbeiten, das schon zweimal wegen sprachlicher Probleme ‚abgeschossen‘ wurde. In diesem Paper sind mir Fehler ins Auge gesprungen, die man gut und gern als typische Fehler von Non-Native-Speakern bezeichnen kann.
Komma statt Punkt im Paper
Was bei uns das Komma ist (pH < 7,35), ist im Medizin-Englisch der Punkt (pH < 7.35). Wer das beim Paper schreiben falsch macht, hat keine Chance mehr auf ein „accepted“.
Merke: Bei „Kommastellen“ nimmt man den Punkt im Medizin-Englisch.
Falsches Verb, falscher Sinn
Gestolpert bin ich neulich über den Satz: Preliminary data indicate that … may … „To indicate“ ist schon ein ziemlich starkes Verb. Es bedeutet im Medizin-Englisch „hinweisen“ oder „zeigen“ mit nur einer sehr kleinen Nuance Unsicherheit (also etwas schwächer als „to show“).
Ich empfinde das als Widerspruch zu den „präliminären Daten“: Preliminary data indicate that … . ‚Suggest‘ wäre also besser gewesen. Wer sich also bei der Verwendung von Verben wie show, reveal, show, demonstrate, suggest, might und may nicht sicher ist, sollte deren Bedeutung noch einmal nachschlagen (Blogbeitrag zur Frage, wann man show, indicate, suggest oder may nimmt: Wie sicher ist „sicher“?).
Merke: Man sollte im Medizin-Englisch auch bei den Verben differenzieren – je nachdem, wie sicher man sich ist.
Adjektiv und Adverb im Medizin-Englisch
Im Deutschen fällt uns der Unterschied vielleicht nicht so auf: „Zusätzlich haben wir das Ergebnis mit einer anderen Methode verifiziert.“ vs. „Wir haben das Ergebnis mit einer zusätzlichen Methode verifiziert.“ Im Englischen ist es ein großer Unterschied, ob man ein Adjektiv (additional) oder Adverb (additionally) schreibt.
We confirmed the results by an additionally method.
We confirmed the results by an additional method.
Additionally, we confiremd the results by another method.
Merke: Adjektiv und Adverb sind nicht das Gleiche.
Unpersönliches Medizin-Englisch
„Patients that underwent … .“ Nein, es ist nicht korrekt, bei Personen das sächliche „that“ zu nehmen, auch nicht im Medizin-Englisch: „Patients who underwent“ ist korrekt im Paper.
Merke: Personen sind keine Sachen.
Past Tense statt Present Perfect
Past Tense passt meistens in der Method- und Result-Section, denn die Versuche wurden ja in der Vergangenheit begonnen und abgeschlossen.
Das Present Perfect dagegen beschreibt etwas, das in der Vergangenheit begonnen wurde, aber immer noch anhält: Studien wurden und werden auch weiterhin durchgeführt, aber ein bestimmter Mechanismus wurde bislang nicht identifiziert. „The mechanism has not been identified so far“ signalisiert genau das: In der Vergangenheit und bis heute wurden und werden Studien durchgeführt.
Hierzu gibt es einen eigenen Blogbeitrag: Past Tense und Present Perfect
Merke: Den Unterschied Past Tense vs. Present Tense sollte man kennen. Er kann sinnentscheidend sein.
„or“ oder „and“ im Medizin-Englisch?
DNA kann durch Hitze, Säuren oder Enzyme degradiert werden. Im Deutschen ist das „oder“ in Ordnung. Es bedeutet: Alle drei Faktoren können DNA degradieren. Im Medizin-Englisch nimmt man jedoch dafür das „and“.
Merke: Im Medizin-Englisch wird zwischen „and“ und „or“ feiner unterschieden als im Deutschen.
So – das waren die häufigsten Fehler, die mir in diesem Projekt aufgefallen sind. Weitere Beiträge zu typischen Non-Native-Fehlern werden folgen.
Weitere Beiträge zum Wissenschaftsenglisch in einem Research Paper
- Zusatzinformationen im Scientific English
- Kleine Mängel im Wissenschaftsenglisch: subject–verb-agreement
- British vs american english
Basics
Basics zum Scientific English im „Paper-Protokoll“:
Dr. Stefan Lang
Das Paper-Protokoll
Eine systematische Schreibanleitung für biomedizinische Originalartikel
Wenn Forscher im Labor experimentieren oder in der Klinik Daten erheben, folgen sie genauen Anleitungen, die alle Arbeitsschritte exakt definieren. Eine solches Protokoll gibt es jetzt auch fürs Schreiben und Publizieren eines Research Papers.
Das Paper-Protokoll
kaufen bei
Paperback ISBN : 978-3-7345-4167-4
Hardcover ISBN : 978-3-7345-4168-1
E-Book ISBN : 978-3-7345-4169-8