Dr. Stefan Lang am 10. Juli 2024
Der strukturierte Schreibprozess
Kategorie Schreib- und Publikationsprozess
Der strukturierte Schreibprozess ist die Grundlage meiner Workshops und Schreibratgeber. Vor allem ist er die Basis meiner eigenen Arbeit als Medical Writer. Denn nur, wenn ich strukturiert schreibe, kann ich effektiv arbeiten und Originalartikel oder Reviews schreiben, die einer klaren Argumentation folgen und auf Anhieb verstanden werden.
Grund genug also den strukturierten Schreibprozess hier einmal vorzustellen. Der strukturierte Schreibprozess besteht aus vier separaten Planungs- und Schreibphasen, die sich separat abarbeiten und kontrollieren lassen.
Schreibphase 1: Das Konzept
Hier planen Sie die Eckpunkte Ihres Papers oder Ihrer Doktorarbeit. „Eckpunkte“ – das sind die wichtigsten Aussagen Ihrer Arbeit. Daraus ergibt sich ein nur etwa halbseitiger Text, sodass Sie kontrollieren können, ob Ihre Argumentation logisch ist und Ihre Story funktioniert. Wichtig, bevor Sie mit der Detailarbeit beginnen.
Diese Eckpunkte sind:
- Hintergrund (Ausgangslage)
- Fragestellung oder Zielsetzung
- Experimenteller Ansatz
- Ergebnisse
- Antwort bzw. Schlussfolgerung
- Ausblick
Schreibphase 2: Das Outline (Gliederung)
Viele Autoren und Autorinnen verstehen unter einer Gliederung eine Sammlung von Stichpunkten. Für mich bedeutet das Outline viel mehr, denn hier schreibe ich nicht nur Überschriften für einzelne Abschnitte des Papers oder der Doktorarbeit, sondern ich plane bereits einzelne Absätze.
Stellvertretend für einzelne Absätze schreibe ich dabei vollständige Sätze, zu denen ich mir Details notiere, die ich später gut gebrauchen kann.
Beispiel:
Treatment options are limited.
- chemotherapy: controversially discussed [1]
- radiotherapy: moderately effective [2]
- immunotherapy: only tested in small studies [3]
- novel approaches required
Schreibphase 3: Die Rohfassung
Ausgehend von diesem Gerüst schreibe ich die Rohfassung. Da das Outline bereits viele Details enthält, muss ich nicht ins Blaue hinein formulieren.
Stilistische Fragen und andere Details lasse ich zunächst außer Acht, darum kümmere ich mich in der nächsten Schreibphase. Beim Schreiben der Rohfassung geht’s einig und allein um Verständlichkeit.
Schreibphase 4: Überarbeitung
Zum Schluss kümmere ich mich um stilistische und formale Dinge. Dabei versuche ich die Anzahl der reinen Leseschritte möglichst klein zu halten, indem ich alle verfügbaren technischen Hilfsmittel einsetze: Rechtschreibkorrekturhilfe, Literaturverwaltung, Suchfunktion der Textverarbeitung.
Am Ende dieses Schrittes steht schließlich ein publikationsfähiges Manuskript. Nun kann die Doktorarbeit abgegeben oder das Paper beim Journal eingereicht werden.
Zwei Vorteile des strukturierten Schreibprozesses
- Vorteil 1: Jeder Schreibphase hat ihren eigenen Schwerpunkt – zuerst wird die Story festgelegt, die Argumentation entwickelt und anschließend ein verständlicher Text geschrieben, der in einem separaten Schritt optimiert wird.
- Vorteil 2: Jede Schreibphase kann kontrolliert werden – von Ihnen selbst, Ihrem Boss und Ihren Koautoren. So stellen Sie sicher, von Beginn an in die richtige Richtung zu schreiben.
Daher:
Der strukturierte Schreibprozess ist die Grundlage meiner Schreibratgeber, meiner Workshops und meiner eigenen Schreibtätigkeit.