Dr. Stefan Lang am 16. Januar 2018

Fünf Zeichen, dass Ihr Research Paper schwer verständlich ist


Kategorie Kampagne für Verständlichkeit

Sie haben aufwendige Experimente durchgeführt, Störfaktoren ausgeschlossen, akribisch alle Daten dokumentiert, eine saubere Statistik gemacht und am Ende bahnbrechende Ergebnisse erhalten – und trotzdem wurde Ihr Paper ‚abgeschossen‘ und vom Fachjournal abgelehnt? Vielleicht, weil die Gutachter und Gutachterinnen das alles nicht verstanden haben.

Nächste Frage: Warum haben die Gutachter Ihr Paper nicht verstanden? Weil sie blöd sind oder Ihr Paper nur oberflächlich gelesen haben? Nein, weder noch. Wird ein Paper nicht verstanden, sind niemals die Leser oder Gutachter (Peer-Review) schuld, sondern immer die Autoren und Autorinnen.

Warten Sie also nicht, bis die Gutachter des Journals Ihr Paper ‚absägen‘, sondern testen Sie die Verständlichkeit Ihres Papers. Suchen Sie sich Test-Leser und stellen Sie Ihnen die folgenden Frage.

Fünf Fragen, um die Verständlichkeit eines wissenschaftlichen Papers zu testen:

  • Kannst Du das Paper in 1 bis 2 Sätzen zusammenfassen?
  • Welche Sätze musstest Du mehrmals lesen?
  • Warum hälst Du das Paper für wichtig?
  • Was waren die wichtigsten Ergebnisse (Results)?
  • Hast Du methodische Kritik?

1) Kannst Du das Paper in 1 bis 2 Sätzen zusammenfassen?

Schafft er es nicht in 1 bis 2 Sätzen, dann ist ihm die Story des Papers nicht klar geworden. Formulieren Sie eine klarere Hypothese und eine prägnante Schlussfolgerung als Take-home-message. Optimieren Sie in jedem Fall auch Ihren Abstract.

Verständlichkeit optimieren an den zentralen Eckpunkten Ihres Papers:

2) Welche Sätze musstest Du mehrmals lesen?

Stellen Sie Ihrem Test-Leser diese fünf Fragen, um die Verständlichkeit im wissenschaftlichen Paper zu testen.

Muss ein Leser mehrmals im Paper zurückspringen und Sätze und Passagen mehrmals lesen, ist das nervig und schmälert Verständlichkeit und  Überzeugungskraft.

Verständlichkeit optimieren – überprüfen Sie die markierten Stellen in Ihrem Paper,

  • ob einzelne Sätze zu lang sind oder
  • ob eine Textpassage nicht in den logischen Ablauf der Argumentation passt oder gar überflüssig ist.

3) Warum hälst Du das Paper für wichtig?

Wenn Ihr Leser herumdruckst und nicht so richtig antworten will, hat er die Relevanz Ihres Papers nicht verstanden. Optimieren Sie dann die Introduction (auch das General Topic). Sie sollte direkt und klar zu Ihrer Hypothese führen.

Verständlichkeit optimieren – Relevanz Ihrer Forschung:

4) Was waren die wichtigsten Ergebnisse (Results)?

Ihre Ergebnisse (Results) sollten Ihre Schlussfolgerung wissenschaftlich und folgerichtig begründen. Hat Ihr Testleser Schwierigkeiten, ein bis zwei Schlüsselergebnisse zu benennen, war der Ergebnisteil vielleicht unklar aufgebaut oder die Ergebnisse einzelner Experimente waren unklar formuliert.

Verständlichkeit optimieren:

  • Gliederung des Ergebnisteils des Papers
  • Prägnante Darstellung eines Ergebnisses an einer prominenten Stelle (Anfang oder Ende eines Absatzes oder als Zwischenüberschrift)

5) Hast Du methodische Kritik?

Fällt ihm hierzu nichts ein, kann das zweierlei bedeuten: Er hat bereits während des Lesens das Interesse verloren und sich nicht mehr im Detail mit Ihrer Arbeit beschäftigt. Dann sollten Sie zumindest an den zentralen Eckpunkten Hintergrund, Hypothese, Ergebnisse und Schlussfolgerung arbeiten.

Es kann aber auch bedeuten, dass Sie etwaige methodische Einschränkungen (Limitations) bereits ausreichend diskutiert haben – dann haben Sie alles richtig gemacht.

Nennt Ihr Leser Ihnen jedoch inhaltliche und methodische Kritikpunkte – super: Dann wissen Sie, was jetzt zu tun ist, und Sie können vor der Submission alle Fehler beseitigen. Arbeiten Sie in diesem Fall nicht nur an Material & Methods, sondern auf jeden Fall auch an der Diskussion.

Verständlichkeit optimieren:

  • alle Stellen, die Ihr Testleser kritisiert hat
  • Discussion

Verständlichkeit optimieren – Struktur und Argumentation

Ist ein Paper schwer verständlich, liegt das selten an einzelnen Wörtern oder Formulierungen, sondern meist an der Struktur und Argumentation.

Einen Weg, strukturiert zu schreiben und dadurch strukturierte Texte zu erzeugen, finden Sie im „Paper-Protokoll“. So schreiben Sie auch präzisere und prägnantere Texte.