Dr. Stefan Lang am 16. Oktober 2020
Story-Telling im Scientific Writing – So bleibt Ihr Paper im Fluss
Kategorie Schreib- und Publikationsprozess
Klar, ein wissenschaftliches Paper zu lesen, wird nicht so spannend sein, wie sich den neusten Blockbuster anzusehen. Aber: Berücksichtigt man beim Paper-Schreiben die Regeln des guten Story-Tellings, dann werden die Leser Ihr Paper leichter lesen und verstehen – und es häufiger zitieren.
Eine gute Story nimmt uns sofort emotional in Beschlag – und plötzlich können wir uns alle möglichen Details merken, die wir ohne ein gutes Story-Telling sofort wieder vergessen hätten.
Nicht umsonst verlangen auch Herausgeber wissenschaftlicher Fachzeitschriften wie Edwin Gale (Diabetologia) von ihren Autoren und Autorinnen: „Tell me a story“.
Was können also schreibende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Story-Telling lernen? Wie können wir dafür sorgen, dass unser Paper im Fluss bleibt?
Erzähle in Deinem Paper die eine Geschichte
Mobby Dick handelt von der Jagd auf den weißen Wal – und nicht zusätzlich von der auf den weißen Hai.
Das heißt: Fokussieren Sie sich in Ihrem Paper oder in Ihrer Doktorarbeit auf die eine einzige zentrale Fragestellung – die Betonung liegt auf die „eine“.
Natürlich darf eine gute Story auch mal mehr als nur einen Handlungsstrang haben. Der rote Faden muss jedoch eindeutig bleibt.
Eine und nur eine spezifische Fragestellung pro Paper.
Hauptdarsteller sind immer irgendwie besonders
Walter White aus Breaking Bad ist ein interessanter Typ – deswegen interessieren wir uns für ihn. Ebenso Neo aus Matrix oder Lady Gaga aus House of Gucci.
Auch der Hauptdarsteller Ihres Papers oder Ihrer Doktorarbeit sollte ‚besonders‘ sein – z.B. ist eine Erkrankung besonders schwer, besonders häufig, besonders schwer zu diagnostizieren oder besonders schlecht therapierbar.
Zeigen Sie Ihrem Leser direkt zu Beginn Ihres Papers oder der Doktorarbeit, was Ihren Hauptdarsteller ‚besonders‘ macht.
Verdeutlichen Sie die Relevanz Ihrer Arbeit – zu Beginn des Papers
Wie entsteht Spannung – in Breaking Bad oder im Paper?
Spannung entsteht immer, wenn der Hauptdarsteller ein klares Ziel und eine hohe Motivation hat – und widrige Umstände und/oder Typen diesem Ziel im Weg stehen.
Das heißt für die Introduction des Papers: Was steht der Diagnose/Therapie im Weg? Was wurde schon alles probiert und war erfolglos? Und welchen Weg haben Sie mit Ihrer Studie oder Ihren Experimenten eingeschlagen? Spannend.
Argumentationsmuster: Problem-Lösung oder Frage-Antwort.
Und nun die Action – los geht’s im Paper!
Es muss schon was passieren – außer vielleicht im französischen Programmkino, wo lediglich alle 5 Minuten mal eine Katze durchs Bild läuft. Nein, in guten Stories geht es meist Schlag auf Schlag, sodass man kaum Zeit hat, zwischenzeitlich aufs Klo zu gehen.
So auch beim Result-Teil Ihres Papers: Ein Ergebnis jagt das nächste, zack, zack, zack, ohne allzuviel Text, mit eindrucksvollen Abbildungen und klaren Tabellen.
Die Results-Section: kurz und bündig, prägnant.
Erst Climax, dann Resolution (auch im Paper oder in der Doktorarbeit)
Der Höhepunkt des Papers oder der Doktorarbeit: die Conclusion, die Beantwortung der Fragestellung oder die Lösung des Problems. Wo finden wir diesen Höhepunkt? Zu Beginn der Discussion. Danach folgt die Resolution – die Ergebnisse werden interpretiert und diskutiert und der Leser kommt jetzt langsam wieder runter.
Am Ende der Discussion bekommt er das Wichtigste noch einmal als Take-Home-Message präsentiert – zufrieden kann er nun das Kino verlassen und nachhause gehen.
Das Wichtigste in der Conclusion am Ende.