Dr. Stefan Lang am 07. September 2023

Rejection: Kann ich meinen Originalartikel doch noch publizieren?


Kategorie Schreib- und Publikationsprozess

Kann man einen Originalartikel überhaupt noch publizieren, wenn er von einem Fachjournal bereits abgelehnt wurde? Natürlich. Man kann seinen Originalartikel unter Umständen beim gleichen Journal erneut einreichen (selten) oder es bei einem anderen Journal probieren. Ein paar sehr wichtige Punkte sollte man dabei beachten.

Dass man ein vollständig abgelehntes Paper (rejected) beim gleichen Journal erneut einreichen kann, ist sehr selten. Manchmal nennt der Rejection Letter konkrete Experimente, die nach Meinung der Gutachter und Gutachterinnen gefehlt haben. Hat man diese Experimente mittlerweile bereits durchgeführt, lohnt es sich, beim Journal nachzufragen, ob eine erneute Einreichung trotz der Rejection möglich ist.

In den meisten Fällen wird man es jedoch bei einem anderen Journal probieren. Die Versuchung ist dann groß, das Manuskript, so wie es ist, gleich weiter zu schicken. Doch das sollte man nicht tun. Denn erstens verspielt man die Chance, sein Manuskript mithilfe der Gutachterkommentare zu optimieren. Und zweitens, ist das Risiko einer erneuten Ablehnung aus formalen Gründen sehr groß (Paper rejected: 2. Versuch).

Beachten Sie daher die folgenden Tipps, damit Ihr Originalartikel unter den besten Voraussetzungen erneut an den Start gehen kann.

Originalartikel abgelehnt? Lesen Sie den Rejection Letter!

Auch wenn es weh tut – beschäftigen Sie sich sehr intensiv mit den Ablehnungsgründen. Nennen die Gutachter ganz bestimmte Experimente, deren Fehlen zur Ablehnung geführt haben, dann haben Sie zwei Möglichkeiten:

  • (1) Machen Sie diese Experimente, sofern Sie die Zeit, die Lust und die notwendigen Ressourcen haben oder
  • (2) Erläutern Sie diese Experimente in der Diskussion Ihres Originalartikels und stellen Sie ihre Durchführung in „further studies“ in Aussicht.

Geht aus den Ablehnungsgründen hervor, dass Gutachter und Gutachterinnen Ihren Originalartikel offensichtlich nicht korrekt verstanden haben, dürfen Sie sich richtig ärgern. Jedoch nicht über die Gutachter, sondern über sich selbst. Denn für ein unverständliches, missverständliches oder schwer verständliches Manuskript sind immer Autor und Autorin verantwortlich.

  • In diesem Fall wäre der nächste Schritt ein intensives Re-Writing. Dabei genügt es nicht, Worte, Sätze und Absätze ein wenig aufzuhübschen. Nein, alles muss auf den Prüfstand: Gliederung, Wording, Abbildungen, Tabellen, Literatur.

Wählen Sie ein neues Target Journal

Bei der Wahl der neuen Fachzeitschrift haben Sie zwei Möglichkeiten: (1) Sie wählen ein Target-Journal, das dem ersten in Ausrichtung und Renommee sehr ähnlich ist, das also einen ähnlichen Fokus hat (z.B. eine klar umrissene Indikation) und sich auf einem ähnlichen Impact-Factor-Level bewegt.

Oder (2) Sie wählen ein Journal, das vielleicht etwas breiter aufgestellt ist, also kein indikationsspezifisches. Auch wenn dieses Journal womöglich einen geringeren Impact Factor hat, muss man in diesem zweiten Fall etwas Arbeit in sein Manuskript stecken. Denn die Leserschaft eines allgemeineren Journals erwartet dann zu Beginn der Introduction ein paar Basic-Informationen zur Indikation.

Befolgen Sie die Autorenhinweise

Die Anforderungen verschiedener Journals unterscheiden sich auf mehreren Ebenen, auf der offensichtlichen Ebene und auf der Detail-Ebene. Die Letztgenannte wird gerne vergessen.

Offensichtlich:

  • Struktur und Gliederung: Die meisten Journals folgen der IMRAD-Struktur, doch manchmal unterscheidet sich die Namensgebung (z.B. Background anstelle von Introduction). Und manche verlangen zusätzliche Abschnitte wie etwa eine Bullet-Point-Liste mit den Major Findings.
  • Literaturverzeichnis: Das ist easy, mit einem Literaturverwaltungsprogramm lässt sich das alles schnell ändern. Doch Vorsicht: Je nachdem, ob die Quellenangabe im Text hochgestellt werden soll oder nicht, steht sie nach oder vor dem Satzzeichen. Eventuell müssen Sie hier selbst Hand anlegen.

Weniger offensichtlich:

  • Umfang: Beim neuen Journal kann der Umfang des Gesamttextes, des Abstracts, der Referenzen und der Abbildungen und Tabellen stärker reglementiert sein.
  • Mikrostruktur: Nicht nur, dass einige Journals einen strukturierten Abstract verlangen. Manchmal gibt es auch klare Vorschriften zum Aufbau einzelner Kapitel (z.B. die „Limitations“ im vorletzten Absatz der Discussion).

Detail-Unterschiede:

  • Titel und Titelseiten: Werden Alle Wörter Großgeschrieben – oder nur Substantive? Oder nur das erste? Oder das erste und das Letzte? Manche Journale möchten auch eine anonymisierte Titelseite für einen anonymisierten Peer-Review-Prozess.
  • Abkürzungen: Soll Figure mit Fig. und Table mit Tab. abgekürzt werden und unterscheidet sich das zwischen dem Verweis im Text und dem Abbildungs- oder Tabellentitel?
  • Schreibweisen: American oder british? Formatierungen (z.B. kursiv für Gen-Loci) erwünscht, erlaubt oder verboten?

Cover Letter für Ihren Originalartikel

Selbstredend brauchen Sie für ein neues Journal einen neuen Cover Letter. Es ist schon vorgekommen, dass Autoren und Autorinnen den ursprünglichen Cover Letter erneut verwendet haben – ohne den Namen des Editors oder gar des Journals anzupassen. Autsch. Rejection.

Fazit: Erfolgreiches Publizieren nach der Rejection

Für die Re-Submission gilt das Gleiche wie für die initiale Submission: Hat man alles gewissenhaft bearbeitet und seinen Originalartikel unter besten Umständen an den Start gebracht, gibt es keinen Grund mehr, zu zögern. Dann kann man nur noch mit dem Schlimmsten rechnen, aber auf das Beste hoffen.

So kann man einen wissenschaftlichen Originalartikel publizieren, obwohl er vom Fachjournal abgelehnt wurde (Rejection).

Ich drücke die Daumen, dass es in der nächsten Runde mit dem Publizieren Ihres Originalartikels klappt.

Zu diesem Thema gab es im Februar 2024 einen interessanten Artikel von Ralf Neumann im Laborjournal Blog: Eine Rejection müsste gar nicht schlimm sein.